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- 20. Oktober 2009 2 Min.
Der katholische Bischof plädierte im Mainzer Presseclub für Rücksichtnahme und gegen Provokationen.
Von Jürgen Friedenberg
Homosexuelle sollten nach Ansicht des Mainzer Bischofs, Karl Kardinal Lehmann, so leben, wie sie sind, das sei "nichts Negatives". Doch sollten sie "nicht auf der Straße für die Homosexualität werben". Wie der ehemalige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz im Presseclub Mainz weiter sagte, gebe es zur Homosexualität in der Kirche keine einheitliche Meinung. Allerdings würde er Homosexuellen davon abraten, einen geistlichen Beruf zu ergreifen. Er selber befürworte gegenseitige Rücksichtnahme unter Verzicht auf provozierende Aktionen.
Kirchlich umstritten seien auch Forderungen nach einer Abschaffung des Zölibats. Für diesen Fall befürchtet der Kardinal sogar eine Kirchenspaltung. Ob der Zölibat sich freilich auf Dauer durchhalten lasse, sei fraglich. Immerhin seien die Priester in den christlichen Kirchen des Ostens durchweg verheiratet, lediglich ihre Bischöfe lebten im Zölibat. Größere Bedeutung als die Verpflichtung zur Ehelosigkeit habe für den einzelnen jedoch die Frage, ob er wirklich sein ganzes Leben dem Gottesdienst weihen wolle.
Karl Kardinal Lehmann (73) hatte, bevor er 1983 zum Mainzer Bischof berufen wurde, sich bereits wissenschaftlich hervorgetan. Er ist Doktor der Theologie und der Philosophie, Inhaber mehrerer Ehrendoktortitel und Professor für Dogmatik in Mainz. Von 1987 bis 2008 war er Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Der Kardinal gilt als Repräsentant einer den Menschen stärker zugewandten Kirche. Sein Wort hat Gewicht. Er engagiert sich für die Einheit der Christen und sucht den Dialog auch mit anderen Religionen. Zeitweise lag er mit Rom über Inhalt und Umfang der kirchlichen Schwangerschaftsberatung im Clinch.
Auf dem Katholikentag 1998 in Mainz duldete Lehmann trotz des Protests konservativer Kirchenfürsten die informatorischen Aktivitäten schwuler und lesbischer Gruppierungen. Gleichzeitig sprach er sich jedoch damals gegen die gesetzliche Anerkennung homosexueller Partnerschaften aus, da sie nach seiner Auffassung den grundgesetzlichen Schutz der Ehe aushöhlten.
Im vergangenen Jahr hatte der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) Lehmann wegen des Berufsverbots der Katholischen Kirche für offen Homosexuelle als "Großmeister der Diskriminierung" bezeichnet.
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