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- 21. Oktober 2009 2 Min.
Die katholische Kirche bietet konservativen Anglikanern, die mit der toleranten Haltung gegenüber Schwulen und Lesben hadern, einen vereinfachten Übertritt an.
Wie die "New York Times" berichtet, handelt es sich bei dem Projekt um eine Herzensangelegenheit von Papst Benedikt XVI., der so hofft, insbesondere in Großbritannien und den USA mehr Mitglieder anwerben zu können. Neben der Akzeptanz von Homosexualität kritisieren viele konservative Kräfte unter den rund 80 Millionen Anglikanern auch die Priesterweihe von Frauen. Insbesondere die liberale Bischöfin Katharine Jefferts Schori, die in den USA die anglikanische Kirche anführt, ist traditionsorientierten Anhängern ein Dorn im Auge.
Gesonderter kirchenrechtliche Struktur
Die katholische Kirche will für übertrittswillige Geistliche eine gesonderte kirchenrechtliche Struktur einrichten. So könnten auch verheiratete Priester übertreten. "Die Kirche in den USA ist bereit mitzuarbeiten", erklärte bereits die katholische Kirche der Vereinigten Staaten in einer Pressemitteilung. Auch in Großbritannien bereitet man sich auf Übertritte vor: "Unsere Tür ist immer offen", erklärte etwa Andrew Faley, der Ökumene-Beauftragte der Bischofskonferenz, gegenüber der katholischen Nachrichtenagentur KNA. Es müsse allerdings geprüft werden, ob die Antragsteller eine "wirkliche Einheit" mit der katholischen Kirche suchten oder nur mit ihrer eigenen Kirche unzufrieden seien.
Empörung über schwulen Bischof
Der Streit innerhalb der anglikanischen Kirche brach aus, als die Synode von New Hampshire 2003 den offen schwulen Gene Robinson zum Bischof wählte (queer.de berichtete). Seitdem gibt es massive Auseinandersetzungen. Bei einem Kirchentreffen in England musste Robinson nach Morddrohungen sogar einen Bodyguard engagieren und eine schusssichere Weste tragen. Zuletzt hatte US-Kirchenchefin Jefferts Schori die Öffnung für Homosexuelle aktiv unterstützt (queer.de berichtete). In den USA haben sich bereits die Diözesen von Fort Worth (Texas), Pittsburgh (Pennsylvania), Qunicy (Massachusetts) und San Joaquin (Kalifornien) von der Mutterkirche abgespalten, weil sie Homosexualität als Sünde ansehen.
Bereits im vergangenen Jahr hatte der Vatikan den Anglikanern gedroht, dass die liberale Haltung gegenüber Homosexuellen und Frauen den ökumenischen Dialog aufs Spiel setzten (queer.de berichtete). Kurienkardinal Walter Kasper kritisierte dabei homosexuelles Handeln als "moralisch ungeordnet". (dk)















Es bleibt allerdings zu bezweifeln, ob überhaupt ein Anglikaner auf die Offerte der Katholen eingehen wird. Schließlich gibt's ja auch reichlich konservative Alternativen im protestantischen Umfeld.