Die Münchener Behörden drohen mit einem Konzertverbot für den jamaikanischen Reggae-Sänger Sizzla, wenn er sich nicht von den schwulenfeindlichen Äußerungen distanziert.
"Wenn Sizzla keine Erklärung abgibt, in der er sich von volksverhetzenden, Gewalt verherrlichenden und homophoben Inhalten distanziert, wird der Auftritt verboten," erklärte Daniela Schlegel, Sprecherin des Kreisverwaltungsreferates, gegenüber der Tageszeitung "tz". Auch die Münchener Polizei und das Stadtjugendamt seien über den am 27. November geplanten Auftritt informiert und prüften weitere Schritte. Das Referat hat zudem das Auswärtige Amt gebeten, Sizzla die Einreise in den Schengenraum zu unterbinden. Im letzten Jahr führte diese Taktik schließlich zum Erfolg: Sizzla ist bei der Einreise nach Spanien verhaftet und abgeschoben worden (queer.de berichtete).
Der 33-Jährige ruft in mehreren Liedern offen zum Mord an Homosexuellen auf - gemeinsam mit anderen Reggae-Sängern wie Elephant Man oder Buju Banton. Menschenrechtsorganisationen zufolge heizen diese Lieder die Stimmung in Jamaika auf und liefern die Rechtfertigung zu Lynchattacken auf Schwule. Das Auswärtige Amt hat daher Anfang des Jahres eine Reisewarnung für Jamaika herausgegeben (queer.de berichtete).
"Falsch übersetzt"
Veranstalter von Sizzla-Konzerten in Deutschland zweifeln dagegen die Mordaufrufe an. So erklärte Hans Georg Stocker, Chef des geplanten Münchener Austragungsorts "Backstage": "Der Songtext wurde falsch übersetzt, in Wirklichkeit heißt es nicht ,verbrennt die Schwulen‘ sondern so viel wie: ,Schande über die Schwulen‘." Gleichwohl ist durch Berichte von Amnesty International belegt, dass für Sizzla das Leben von "Schwuchteln" wenig Wert besitzt. So zitiert die Menschenrechtsorganisation aus einem Auftritt des Sängers im Jahr 2004 auf Jamaika, in dem er zwischen den Liedern ausdrücklich zur Ermordung von Schwulen aufruft. So sagte er: "Kill dem, battybwoys haffi dead, gun shots pon dem. Who want to see dem dead, put up his hand" ("Tötet sie, die Schwuchteln müssen durch Schüsse in den Kopf sterben. Wer sie tot sehen will, soll jetzt die Hand heben"). Bei einem Konzert in Chicago wurde er noch deutlicher: "Ich töte Sodomiten und Schwuchteln. Sie bringen Aids und andere Krankheiten unter die Leute."
Sizzla hat zwar im Jahr 2007 eine Erklärung unterschrieben, nach der er "das Recht von Menschen, ohne Gewalt zu leben, respektiert und aufrechterhält, egal welcher Religion, sexuellen Ausrichtung, Rasse, ethnischer Herkunft oder welchem Geschlechts sie angehören" (queer.de berichtete). Allerdings hat er sich kurz daraufhin über diese Vereinbarung lustig gemacht und mit weiteren Morddrohungen reagiert. So heißt es im Lied "Nah Apologize": "Ein Rastamann entschuldigt sich nicht bei Schwuchteln, wenn ihr schwarze Menschen disst, werde ich auf euch mit meiner Waffe schießen".
Weitere Sizzla-Konzerte sind Ende November im "Kesselhaus" Berlin und im "Zapata" Stuttgart geplant. Die Hamburger "Fabrik" hat den Schwulenhasser auf Druck des LSVD bereits Ende August wieder ausgeladen (queer.de berichtete).
Das Münchener "Backstage" prüft unterdessen, ob Sizzla wirklich schwulenfeindlich ist: Wenn es keine Erklärung Sizzlas gibt, in der er sich von solchen Aussagen distanziert, wird das Konzert abgesagt", erklärte Veranstalter Stocker. (dk)
auch gut so