Die britische Regierung will es Eltern zukünftig verbieten, ältere Jugendliche vom Sexualkundeunterricht zu befreien – auch Homo-Partnerschaften werden künftig ein Pflichtthema sein.
Bislang durften Eltern ihre Kinder vom Sexualkundeunterricht bis zum Alter von 19 Jahren befreien lassen – jetzt müssen alle Schüler ab dem Alter von 15 Jahren dem Unterricht beiwohnen. Dabei stehen auch die Pflichtthemen Homo-Partnerschaft und Eingetragene Lebenspartnerschaft auf dem Plan.
Religiöse Schulen dürfen ihre Ansichten verbreiten
Auch Schulen in kirchlicher Trägerschaft müssen diesen Unterricht anbieten. Allerdings haben sie das Recht, den Jugendlichen auch den Standpunkt ihrer religiösen Überzeugung zu vermitteln. Sie müssen etwa die Benutzung von Kondomen erklären, können aber sagen, dass diese Schutzmethode von der Kirche abgelehnt wird. Auch die Toleranz gegenüber Schwulen und Lesben muss gelehrt werden – auch hier können katholische Lehrer aber erklären, dass Homosexualität in der Kirche als Sünde angesehen wird. Rund ein Drittel der Schüler besucht Bildungseinrichtungen in kirchlicher Trägerschaft.
"Man darf bei den Kindern für die Ehe werben, man kann ihnen sagen, dass sie nicht Sex außerhalb der Ehe haben sollen, aber man darf ihnen nicht Informationen über Verhütung außerhalb der Ehe vorenthalten", beschreibt Kultusminister Ed Balls das neue Gesetz, das 2011 in Kraft treten soll. "Das selbe gilt für Homosexualität: Manche Glaubensrichtungen haben Vorstellungen, was in dieser Religion richtig und falsch ist. Man muss den Schülern aber die große Wichtigkeit der Toleranz beibringen."
Sexualkunde ab 5 Jahren
Dem neuen Gesetz zufolge sollen Kinder im Alter von fünf Jahren zum ersten Mal Sexualkundeunterricht haben. Die katholische Kirche zeigte sich enttäuscht, dass Eltern Rechte bei der Erziehung ihrer Kinder genommen werden würden. Es sei aber zu begrüßen, dass Eltern zumindest in der Entwicklungsphase der Schüler ihre Rechte noch behalten hätten. Die Aids-Hilfe begrüßte die Ausweitung des Sexualkundeunterrichts als gute Nachricht für die Prävention. Großbritannien hat gegenwärtig eine der höchsten Raten an HIV-Neudiagnosen in Westeuropa.
In Deutschland dürfen Schüler nicht aus religiösen Gründen aus dem Sexualkundeunterricht befreit werden, wie mehrere Gerichte festgestellt haben. So entschied das Verwaltungsgericht Münster 2006, dass die Schulen in Ausübung ihres im Grundgesetz festgelegten Bildungs- und Erziehungsauftrags den Unterricht für alle Schüler anbieten müssen (queer.de berichtete). Die Eltern hatten sich beschwert, dass im Unterricht für den Gebrauch von Kondomen geworben werden und dass keine Unterscheidung zwischen Homo- und Heterosexualität gemacht werden würde. Auch für gläubige Muslime gibt es keine Ausnahme, entschied das Verwaltungsgericht Düsseldorf. (dk)