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- 11. November 2009 2 Min.
Bei einer Konferenz in Jakarta haben gemäßigte Islamvertreter erklärt, dass Homosexualität und ihre Weltreligion kein Gegensatz seien.
Wie die "Jakarta Post" berichtet, wurde die Veranstaltung von der Menschenrechtsorganisation Arus Pelangi organisiert. Unter den Teilnehmern war etwa die international anerkannte islamische Frauenrechtlerin Siti Musdah Mulia, die ein Ende der Verfolgung von Homosexuellen fordert: "Es gibt keinen Unterschied zwischen Lesben und Nichtlesben. In den Augen Gottes werden Menschen nach ihrer Frömmigkeit beurteilt", erklärte sie. "Das wesentliche Element des Islams ist es, Menschen menschlicher zu machen, sie zu respektieren und mit Würde zu behandeln".
Ein Geistlicher der sunnitischen Gruppe Nahdlatul Ulama erklärte, dass die vorherrschende heterosexuelle Welt aus gesellschaftlichen Gründen von Menschen künstlich geschaffen wurde und mit der Religion nichts zu tun habe: "Wie das Geschlecht oder die Vorherrschaft der Männer, ist auch Heterosexualität ein soziales Konstrukt. Dies hat dazu geführt, dass die Mehrheit Homosexualität verboten hat", so der Geistliche Nurofiah.
Auch konservative Sprecher nahmen an der Veranstaltung teil. Sie erklärten, dass Homosexualität eine "Sünde" sei. Schwule und Lesben könnten aber mit der Abwendung von gleichgeschlechtlichem Sex und der Hinwendung zu Gott den "richtigen Weg" noch einschlagen.
Mit mehr als 200 Millionen Muslimen ist Indonesien den Staat mit der größten islamischen Bevölkerung der Welt. Zwar wird Homosexualität von der Zentralregierung nicht verboten, halbautonome Provinzen können aber eigene Gesetze gegen Schwule und Lesben erlassen. Als erste Provinz hat im September Aceh beschlossen, Homosexuelle künftig auspeitschen zu lassen; Ehebrechern droht sogar die Steinigung (queer.de berichtete). In anderen Provinzen gilt Homosexualität meist als Tabu-Thema. (dk)

Schlimmere werden folgen.
Ich las dieses Buch, ein Kapitel betrifft auch
Erb- und Familienrechtsformen in Indonesien.
"..Es gibt keinen Kampf der Kulturen, so die These von Youssef Courbage und Emmanuel Todd. Vielmehr habe die Moderne die islamische Welt längst unterwandert. Besonders die Alphabetisierung trage zu neuen Entwicklungen in der scheinbar so homogenen Gesellschaft bei, konstatieren die beiden Demografen in dem Sachbuch "Die unaufhaltsame Revolution".
Das Thema des Buches ist vielmehr die tiefgreifende gesellschaftliche Veränderung, die durch massenhafte Alphabetisierung ermöglicht wird. In Europa hat sie in den letzten 150 Jahren stattgefunden, in der islamischen Welt erst in den letzten 50 Jahren. Die gesellschaftlichen Veränderungen sind statistisch nachweisbar, so ist die Geburtenrate drastisch gesunken, sie liegt heute zum Beispiel in der Türkei und im Iran unter der Frankreichs. Dass die Frau in islamischen Ländern ein Kind nach dem anderen gebärt, ist eine überholte Vorstellung.
Die Autoren wollen zeigen, dass die islamische Welt durch die Alphabetisierung zurzeit die gleiche Entwicklung durchmacht wie Europa in den letzten 150 Jahren, hin zu einer säkularisierten Gesellschaft. "Le rendez-vous des civilisations" lautet der programmatische Originaltitel: das Rendezvous der Zivilisationen. Den so oft beschworenen "Kampf der Kulturen" gebe es nicht, schreiben die Autoren; islamische und westliche Welt würden sich immer ähnlicher werden, und der Terrorismus sei ein Symptom des Zerfalls alter Ideologien. Youssef Courbage ist Professor für Demografie, war früher wissenschaftlicher Berater der UNESCO, der EU und des Europa-Rats; sein Co-Autor ist Immanuel Todd, ebenfalls Demografie-Professor und Bestseller-Autor - unter anderem von "Weltmacht USA - Ein Nachruf".
www.dradio.de/dkultur/sendungen/kritik/758906/
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In seinem Buch »La Chute finale« (deutsch »Vor dem Sturz. Das Ende der Sowjetherrschaft«, Ullstein, Berlin 1982) hatte der britisch-französische Politologe, Historiker und Demograph Emmanuel Todd bereits 1976 schlüssig dargelegt, warum mittelfristig die Sowjetunion untergehen werde. Derselbe Wissenschaftler behauptet nun, nicht die Stärke der Vereinigten Staaten treibe die US-Machteliten von Krieg zu Krieg, sondern ihre Schwäche.
Todd, und das klingt dann ein wenig europäisch-nationalistisch, hält auch die militärische Stärke der USA für nur äußerlich. Der »pyromane Feuerwehrmann« USA schüre Konflikte zwischen Indien und Pakistan, schlichte nicht zwischen Palästina und Israel und praktiziere auf dem Balkan, in Mittelasien und am Golf einen »theatralischen Militarismus« – aus Schwäche, keineswegs aus Stärke. »Das wahre Amerika ist so schwach, daß es nur mit militärischen Zwergen eine Konfrontation suchen kann.«
Todd mißt der endgültigen Entscheidung Großbritanniens für oder gegen den Euro große Bedeutung zu. Die Integration des Finanzplatzes London in die Eurozone könne der amerikanischen Hegemonie »den Gnadenstoß« versetzen.