Rund 50 Menschen haben gegen das Konzert des homophoben Reggae-Künstlers im U-Club demonstriert. Auch in Berlin wird es Protest geben.
Von Norbert Blech
Zu dem Protest gegen den homophoben Sänger Sizzla aus Jamaika unter dem Titel "Wuppertal stellt sich queer" hatten verschiedene Organisationen aufgerufen, darunter das Schwulenreferat der Uni Wuppertal und die Antifa, die Jugendorganisationen von Grünen, SPD, FDP und CDU, das Wuppertaler Schülerparlament und die schwul-lesbsiche Jugendgruppe BJ Wuppertal.
Rund 50 Menschen waren gekommen und protestierten trotz gelegentlichem Regen gegen den homophoben Reggae-Sänger, unter dem wachsamen, aber freundlichen Auge von vier Polizisten. Besucher des Konzerts im U-Club auf der gegenüberliegenden Straße bekamen Infos in die Hand gedrückt. Ein Mädchen schrie einen Besucher einmal über die Straße hinweg als "homophobe Sau" an, fand das dann aber zu hart und musste laut über sich selbst lachen.
Im städtischen Ausschuss für Gleichstellung hatten zuvor alle Fraktionen einen gemeinsamen Antrag verabschiedet, in dem sie eine Absage des Sizzla-Konzerts forderten. In dem Beschluss heißt es laut "Westdeutscher Zeitung": "Homophobie ist keine Bagatelle, denn sie schränkt die grundgesetzlich garantierte freie Entfaltung der Persönlichkeit für viele Bürgerinnen und Bürger empfindlich ein." Und: "Musikveranstalter, Musikkonzerne und der Medienhandel sind in der Verantwortung, Hass-Sängern keine Bühne zu bieten. Aufrufe zur Gewalt müssen geächtet werden." Oberbürgermeister Peter Jung (CDU) hatte erklärt, er schäme sich dafür, dass solch ein Konzert in Wuppertal stattfinde.
Protest auch in Berlin, Reue in Stuttgart
Am Samstag wird Sizzla erneut im Wuppertaler U-Club auftreten, ab 19 Uhr soll vor dem Club auch erneut gegen den Sänger demonstriert werden. Zudem tritt Sizzla am Donnerstag in Berlin, am Freitag in München und am Sonntag in Stuttgart auf (queer.de berichtete). In Berlin wird es ab 18.30 Uhr am S-Bahnhof Schönhauser Allee eine Gegenveranstaltung geben (Aufruf).
Während sich alle anderen Veranstalter mit der Erklärung zufrieden geben, der Künstler habe sich gegen Homophobie ausgesprochen, hat sich das "Zapata" in Stuttgart von "jeglichen Aussagen" des Künstlers distanziert. "Wir bedauern auch dass dieses Konzert bei uns stattfinden wird", so das "Zapata" in einem Schreiben. Allerdings könne man dem Konzertveranstalter, der die Räumlichkeiten gemietet habe, nicht mehr kündigen. "Dies wird aber definitiv das letzte Konzert dieses Künstlers bei uns sein", so das Schreiben.
Visum aus Frankreich
Inzwischen hat sich herausgestellt, dass der Künstler über ein Visum aus Frankreich in den Schengen-Raum einreisen konnte. Das ergab eine Bundestags-Anfrage des parlamentarischen Geschäftsführers der Grünen im Bundestag, Volker Beck.
Im letzten Jahr war Sizzla bei der Einreise nach Spanien verhaftet und abgeschoben worden; Beck will nun sicherstellen, dass dies bei einer erneuten Konzert-Reise erneut passiert.