Nach der Absage des Kesselhauses hat auch die Ersatz-Location in Neukölln das Sizzla-Konzert am Donnerstag abgesagt. Zuvor waren Vermittlungsversuche gescheitert.
Damit war die Szene in ihren Protesten und Bemühungen im Vorfeld erfolgreich. Auch "Huxley's Neue Welt" hat in letzter Sekunde den Auftritt verweigert. Auf der Homepage heißt es: "Der Betreiber des Huxleys stellt dem Künstler die Räumlichkeiten für ein Konzert nicht zur Verfügung und distanziert sich ausdrücklich vom Inhalt dieser Veranstaltung".
Die Agentur des homophoben Sängers aus Jamaika hatte das Konzert in der Ersatz-Location anonym angemeldet, nachdem das Kesselhaus der Berliner Kulturbrauerei den für Donnerstag geplanten Auftritt des jamaikanischen Hasssängers Sizzla abgesagt hatte.
Zunächst hatte das Huxely's erklärt, man könne den Vertrag nicht zurücknehmen. Erst um 19 Uhr wurde die endgültige Absage bekannt. Zu dem Zeitpunkt hatten sich bereits Protestler am S-Bahnhof Schönhauser Allee zusammengefunden, um dem Aufruf der Initiative "Smash Homophobia" zu folgen und gegen den Auftritt zu demonstrieren. Auch der LSVD hatte am späten Donnerstag Nachmittag zu der Teilnahme aufgerufen. Die rund 500 Teilnehmer demonstrierten dann nach Bekanntwerden der Absage bis zur Eberswalder Straße (ein Video dazu weiter unten, einen Bericht von der Demo mit Bildern bietet der Berliner Blogger Antiteilchen).
Nach Angaben des LSVD hatte das Kesselhaus in Zusammenarbeit mit dem Verband zuvor versucht, den Reggae-Sänger zu einer klaren Positionierung gegen Homophobie und Gewalt gegen Lesben und Schwule zu bewegen. Sizzla habe sich jedoch geweigert, eine entsprechende Verpflichtungserklärung zu unterschreiben.
U.a. sollte der Sänger zusagen, aus seiner Gage eine Akzeptanzkampagne zum Thema Homosexualität in Jamaika zu finanzieren. Mit einer Akzeptanzbroschüre und einem Internetauftritt sollte er ferner für Toleranz und für die Menschenrechte von Lesben und Schwulen werben. Sizzla sollte zudem zusichern, dabei in einem Videostatement gegen Homophobie und gegen Gewalt an Lesben und Schwulen persönlich Stellung zu beziehen.
Auch der LSVD habe versucht, Sizzla ein letztes Mal eine goldene Brücke zu bauen. "Er wollte sie nicht betreten, sondern will offenbar weiter Hass gegen Homosexuelle verbreiten. Von daher ist die Entscheidung, den Auftritt abzusagen, folgerichtig", kommentierte LSVD-Geschäftsführer Klaus Jetz.
Auch der grüne Bundestagsabgeordnete Volker Beck begrüßte die Entscheidung des Kesselhauses: "Es ist richtig, Hasssängern keine Bühne zu bieten. Für die Zukunft muss versucht werden, eine Einreise dieser Person gänzlich zu verhindern."
Protestaktion in Wuppertal
Am Mittwoch konnte der Sänger trotz Protesten ein Konzert im Wuppertaler U-Club abhalten, rund 50 Menschen demonstrierten auf der gegenüberliegenden Straßenseite dagegen (queer.de berichtete). In den folgenden Tagen will der Sänger in München, Stuttgart und erneut in Wuppertal auftreten (queer.de berichtete), ein geplantes Konzert in Hamburg hatten die Veranstalter schon im August abgesagt. In Wuppertal wird es auch am Samstag einen Gegenprotest geben.
Anders als im Jahr 2008, als Sizzla bei einem Einreiseversuch in Spanien verhaftet und abgeschoben worden war, kam es in diesem Jahr - mit einem Visum aus Frankreich - zu einer größeren Europa-Tour. In sieben Wochen trat der Sänger in den Niederlanden, der Schweiz, in Dänemark, Schweden, Slowenien, Italien und Frankreich auf. Für den 28. Februar 2010 ist ein neuer Konzerttermin in Paris angesetzt.
"Ein Rastamann entschuldigt sich nicht bei Schwuchteln"
Der 33-jährige Sizzla aus dem Nordosten Jamaikas hat in mehreren Liedern zum Mord an Schwulen aufgerufen. "Lesben und Schwule, ich sage, tot sollen sie sein. Ich traue Babylon für keine Sekunde. Ich gehe und erschieß Schwule mit einer Waffe", heißt es etwa in "Get to the point".
2007 unterzeichnete er eine Erklärung, nach der er "das Recht von Menschen, ohne Gewalt zu leben, respektiert und aufrechterhält, egal welcher Religion, sexuellen Ausrichtung, Rasse, ethnischer Herkunft oder welchem Geschlechts sie angehören". Seitdem wird diese Erklärung von Konzertveranstaltern benutzt, um geplante Konzerte zu verteidigen.
Laut LSVD soll er allerdings in Jamaika die Unterzeichung abgestritten haben, nach Informationen der Deutschen Botschaft führe er auch weiterhin volksverhetzende Stücke auf. In einer Pressekonferenz nach dem "Summerjam Festival" 2007 in Köln erklärte er: "Gründest du eine Familie, erweist du deiner Mutter Respekt. Gehst du zu anderen Männern, ziehst du ihr Ansehen in den Schmutz. Ein Mann muss sich entscheiden, ob er ein Stück Dreck sein will oder ein stolzer Mann - so einfach ist das." Und in dem Lied "Nah Apologize" führte er die Unterzeichnung ad absurdum: "Ein Rastamann entschuldigt sich nicht bei Schwuchteln." (cw/nb)
zuletzt akt. am Fr. um 8.45h (Demo-Bild, Video)
Sizzla hat sich richtig entschieden. er läßt sich nicht beugen. stand firm!!!
ich habe nichts gegen schwule aber dass was von sizzla verlangt wurde, würde ich genauso ablehnen. es ist das recht eines jeden menschen selbstbestimmt zu entscheiden, wofür er seine ressourcen einsetzen möchte.