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  • 15. Dezember 2009 28 3 Min.

Ein Dozent der Hochschule Niederrhein (mit Sitz in Krefeld und Mönchengladbach) soll vor einem Jahr in einer Vorlesung gegen Schwule und Juden gehetzt haben – Konsequenzen gab es wegen der Freiheit der Lehre keine.

In dem Erstsemesterkurs "Psychiatrische und sozialmedizische Grundlagen" soll der Dozent nach Angaben der Studentenvertretung (AStA) behauptet haben, Homosexuelle seien "krank, weil sie nicht der Selbst- und Arterhaltung" dienten. Auch ein Vergleich zwischen "Europäern und Buschmännern" sei "grenzwertig" gewesen, so der AStA, bei dem sich mehrere Studenten beschwerten. Ähnliche Äusserungen habe er auch vor Erstsemestern gemacht.

Ein Gespräch mit AStA-Vertretern machte die Lage schlimmer: Der Dozent habe darin Homosexuelle mit Pädo- und Nekrophilen verglichen. Schwule seien im dritten Reich vergast worden, weil sie krank sind, Juden hingegen, weil sie "böse" waren.

Die Studentenvertreter schalteten daraufhin die Uni-Leitung ein. Diese behauptete, alle Äußerungen seien gedeckt von der Meinungsfreiheit und der Freiheit der Lehre. Die Studenten wurden gebeten, die Öffentlichkeit nicht über den Vorfall zu informieren, um den "Ruf der Hochschule nicht zu beschmutzen". Dennoch veröffentlichten sie die Geschichte in detaillierter Form in der der AStA-Zeitschrift "42". Als Konsequenz daraus entschied die Uni-Leitung, eine Evaluation zur Feststellung des Verhältnisses zwischen dem Dozenten und den Studenten durchzuführen. AStA-Vertreter kritisieren, dass sie selbst ein Jahr nach den diskriminierenden Äußerungen stets "mit leeren Versprechungen" abgespeist worden seien und der Dozent "ungestört seinen Lehrbetrieb" fortführen konnte.

Nun wurde eine Presseerklärung über die Vorgänge veröffentlicht. Am Dienstag demonstrierten vier Studenten als Anti-Seuchen-Kommando verkleidet vor dem Hochschul-Gebäude in Mönchengladbach und verteilten Flugblätter. In der Rheinischen Post sagte der Professor, für "junge Menschen ohne jegliche Vorkenntnisse und Erfahrungen" sei seine Einführung in die Psychiatrie schwer zu verstehen, Zitate seien aus dem Zusammenhang gerissen worden. Er selber sei weit davon entfernt, Schwule oder Lesben als krank oder böse zu bezeichnen.

Weiter Streit um Kölner Professorin

In Köln hatte es zuvor Proteste gegen die Professorin Edith Düsing gegeben: Die Philosophin hatte eine Erklärung unterzeichnet, in der sie Wissenschaftler unterstützte, die bei einem Psychologen-Kongress im hessischen Marburg die "Heilung" von Homosexuellen propagierten (queer.de berichtete). Aktivisten hatten daraufhin bei der Uni Köln bei einem Düsing-Vortrag über Friedrich Schiller mit einem Kiss-in im Hörsaal demonstriert.

Für Unruhe sorgte insbesondere ein Kommentar des Timm-Nachrichtenchefs Dirk Ludigs auf queer.de, in dem Homo-Aktivisten vorgeworfen wurde, ein gestörtes Verhältnis zur Freiheit der Wissenschaft und der Meinungsfreiheit zu haben. Das wies das Autonome Lesben- und Schwulenreferat an der Uni Köln in einer Erklärung empört zurück: "Wenn über die Marburger Erklärung gesprochen wird, wird immer außer Acht gelassen, dass es sich hierbei nicht um eine Erklärung für Meinungsfreiheit handelt, sondern um eine Erklärung, die eben diese gefährlichen Umpolungstherapien deckt", argumentiert das Referat. "Niemand redet über die geschädigten Probanden, die oft Suizidversuche hinter sich haben, nachdem sie in ‚Behandlung’ gewesen sind." Um ein "Redeverbot" gegen Düsing sei es den Aktivisten nie gegangen. (dk)

-w-

#1 hwAnonym
  • 15.12.2009, 17:33h
  • es gab da eine studie von israelischen psychologen,
    die untersuchten wie lange traumata in einem
    familienverband und in welcher intensität verhaltensverändernd wirkten.
    sie kamen, soweit ich mich erinnern kann,
    auf ca. vier generationen. es ging nicht nur um holocaust, auch um bürgerkriege und andere vom
    menschen als katastrophisch empundenes.

    ohne rhetorische effekthascherei gehe ich davon
    aus, dass in den kommenden jahren solche sich
    verhör verschaffen, deren vorfahren kriegsniederlage und reeducation/reorientation
    als traumatisch empfanden.

    sehr oft hatte staatsgedenkerei, in ost und west,
    ja nichts aufarbeitendes, sondern eher etwas
    zurückdrängendes, eindämmendes, übetönendes.

    wo wurzelbehandlung angesagt gewesen wäre,
    entfernte man hie und da nur den zahnstein.

    in der dritten und vierten generation verdunsten
    dämme.

    auch deswegen spielen goddamnes liberal und
    ich hier, durchaus nicht unkend und müllsuchend, mit dem herum, was man im
    hinterkopf hat, wenn man aus welchen gründen
    auch immer, seine vier generationen anders
    erlebt hat.

    es ist keine option, dem was da zu tage tritt den kampf anzusagen, sondern ein nüchternes, unhysterisches muss, als ausdruck von lebensfreude.

    gerade in einer zeit verschärfter krisenerscheinungen extrem sinnvoll.

    vor fünf jahren dachten bestimmt einige mehr,
    warum wühlen die in dem alten zeugs rum.

    darum
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#2 UnitedAntifaAnonym
  • 15.12.2009, 17:46h
  • "....Konsequenzen gab es wegen der Freiheit der Lehre keine..."

    Wie bitte? Stehen Dozenten über dem Gesetz?
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#3 LorenEhemaliges Profil
  • 15.12.2009, 19:37h
  • Der Herr Professor Wolfgang Grundl - ein Name, den
    ich mir merken werde. Ansonsten den politisch wachen und aktiven Studentinnen und Studenten
    der Hochschule Niederrhein meine Hochachtung.
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