3D-Brille und Kinobesuch sind bei diesen Avatars nicht notwendig. In der GayVilla kann man nach Herzenslust mit sich und anderen an Traumorten herumspielen.
Von Carsten Weidemann
Traumorte? Naja, der leere Klassenraum einer Schule, in dem man nach dem ersten Start der Software landet, ist eher nüchtern denn paradiesisch, dennoch macht er Sinn. Schließlich soll der User erst einmal die Bedienung erlernen und die Möglichkeiten erkunden, die er in der 3D GayVilla hat. Es fühlt sich an und es sieht aus wie Second Life, die virtuelle Community, die vor ein paar Jahren der absolute Hype war und nun kaum noch wahrgenommen wird. Doch im Unterscheid zu Second Life trifft man in der schwulen Villa nicht auf Avatare, die von anderen realen Usern gesteuert werden. Alle hübschen Männer, die einem im Laufe der Zeit begegnen, sind rein computergesteuert. Was nicht schlimm ist, denn hier spielen Chat und Kommunikation keine Rolle, hier geht es um direkten virtuellen Sex.
Die von der Firma ThriXXX entwickelte Welt richtete sich zunächst nur an heterosexuelle Männer, die darin Sex mit den nach ihren Vorstellungen kreierten Frauen simulierten. Die schwule Variante ging 2009 an den Start. Wie üblich bei Avataren sucht man sich zunächst sein eigenes Outfit und Aussehen aus diversen Möglichkeiten zusammen. Kerlig oder eher knabenhaft, schlank oder muskulös, bärig oder unbehaart, flippig oder konservativ gekleidet; alles, was man immer schon mal sein wollte, aber nie konnte, ist hier möglich.
Während der Lerneinheit in der Schulklasse bekommt man beigebracht, mit welchen Tasten man die Kameraposition ändert, wie man sich oder andere in Stimmung bringt oder aus einem Arsenal an Sextoys das passende auswählt und anwendet. Oder wie man mit den richtigen Mausbewegungen dem Höhepunkt entgegensteuert, praktischerweise von einem Levelmeter am Bildrand angezeigt. Danach kann man sich auf den Weg machen und die unterschiedlichen Welten besuchen. Outdoorsex im Park mit einem Punk oder am Strand mit einem blonden Beachboy, schicke Apartments, dunkle SM-Keller, eine Menge opulenter Kulissen sind aufsuchbar. Und die darin anzutreffenden Herrschaften sind alle willig und bereit.
So weit, so spielerisch schön. Der Nachteil: Es ist halt eine Simulation, in der zwar viele sexuelle Fantasien bedient werden, doch die Bedienung der Figuren am Computer mit Tastatur und Maus ist auf die Dauer wenig erregend. Der Wunsch, doch möglichst bald mal wieder bei einer realen Person auf die richtigen "Knöpfe" zu drücken, wächst schnell. Und natürlich wollen die Entwickler der komplexen schwulen Welt Geld mit der GayVilla verdienen. Für knapp 30 Euro erhält man sich einen dreimonatigen Account, kürzer oder günstiger geht’s leider nicht. Aus Jugendschutzgründen dürfen wir zu dem Angebot nicht verlinken, doch eine Google-Suche hilft schnell weiter.
Ja, der Irrsinn des "jugendschutzes"