Das mythische Wesen aus dem Himalaya ist in Köln gelandet. Die wissenschaftliche Sensation: Der Yeti ist gefangen im falschen Körper. Eine kriminelle Story mit ganz viel Likör.
Von Carsten Weidemann
Kennen wird ihn jeder, gesehen hat ihn noch keiner; den Yeti. Der Schneemensch, der angeblich im Himalaya leben soll. Ein stark behaartes Fabelwesen, zwei bis drei Meter groß und über 200 Kilogramm schwer. Ganz wenige Menschen wollen ihm bislang begegnet sein, öfter noch habe man aber sein bis zu 43 Zentimeter langen Fußspuren im Schnee gefunden. Nun, seit wenigen Wochen ist das Geheimnis des scheuen Wesens gelüftet. Der Yeti ist in der rheinischen Frohsinnsgemeinde Köln gelandet. Und er ist so gar nicht kerlig, er hat im Gegenteil eine sehr weibliche Seite. Gestatten: Der Tuntenyeti!
Zuletzt war er/sie auf dem Kölner Weihnachtsmarkt zu sehen. Eine zwei Metergroße Figur wankte zwischen den Buden und Glühweintrinkern umher. Tatsächlich zwei Meter groß, unglaublich behaart, aber mit Makeup im Gesicht und rot lackierten Fingernägeln, mit Goldschmuck behängt und roten Pumps an den Riesenfüßen. Im inneren der Figur steckte einer der Erfinder des Tuntenyetis. "Ich habe ganz schön geschwitzt", gab Christoph Zimmermann von der Firma "4MenMedia" grinsend bei der Vorstellung seines lustigen Transgender-Wesens zu. Es war eine der ersten Auftritte der Figur, die in den kommenden Monaten noch öfter zu sehen sein wird.
Zum einen prangt der Tuntenyeti auf dem Cover eines Buches, das zum Launch erschienen ist. Ein 320 Seiten dicker schwuler Kölnkrimi, verfasst von der Autorin Cecile Lecaux. "Mir haben die Recherchen im Netz wie auch live in der Szene viel Spaß gemacht, und ich habe einiges dazugelernt über Köln und sein kunterbuntes Völkchen", berichtet die Schriftstellerin über die Entstehung des Auftragswerkes, in dem viele schrille Figuren auftauchen, die realen Personen entlehnt sind. Eine wichtige Rolle spielen darin unter anderem die Schwestern der perpetuellen Indulgenz, den Aids-Präventionisten im Nonnenkostüm. Sie sind quasi die Brücke zwischen der Kunstfigur und dem realen Leben. Denn pro verkauftem Buch kommt ein Euro in die Kasse des Schwesternordens, die damit ihre Szenearbeit finanzieren können.
Zimmermann und seine drei Mitgesellschafter von "4MenMedia" wollten aber nicht nur einfach eine Figur erschaffen um ein Buch damit zu schmücken. Das eigentliche Geschäftsmodell ist der Verkauf von Pfirsichlikör unter demselben Label. In Szenekneipen soll das Bestellen eines Tuntenyetis bald ganz usus sein. Auch als Mixgetränk mit Prosecco, als "Tuntini".