Ein schwuler britischer Journalist hat in einer Fernsehsendung zugegeben, mit einem Kissen einen sterbenden Liebhaber in einem Krankenhaus erstickt zu haben – um ihn von seinen Leiden zu befreien. Die Polizei verhaftete den 70-Jährigen nun wegen Mordverdachts.
"Ich haben einmal jemanden getötet", erklärte der BBC-Veteran Ray Gosling in der regionalen Dokureihe "Inside Out", die am Montagabend ausgestrahlt wurde. "Er war ein junger Kerl. Er war mein Liebhaber. Und er hatte Aids". Der behandelnde Arzt habe schließlich gesagt, dass er dem Patienten nicht mehr helfen könne. "Und er hatte schlimme, schlimme Schmerzen", erinnert sich Gosling, während er schluchzend über einen Friedhof in der Grafschaft Nottinghamshire lief. "Ich sagte dem Doktor: 'Lassen Sie mich für ein paar Minuten alleine' und er verließ das Zimmer. Ich habe dann ein Kissen genommen und ihn erstickt. Als der Arzt zurückkam, sagte ich nur: 'Er hat uns verlassen'. Mehr haben wir darüber nicht gesprochen."
Gosling machte keine Angaben über die Identität seines Liebhabers. Er erklärte lediglich, dass sich die Tat "zu Beginn der Aids-Epidemie" ereignet habe, also vor rund 30 Jahren. Er bereue sie aber nicht: "Ich habe ihn leiden gesehen, es war furchtbar. Ich glaube nicht, dass ich eine Straftat begangen habe. Wenn er jetzt auf mich herunterguckt, ist er sicher stolz, dass ich es getan habe und auch anderen Menschen davon erzählt habe." Einige der Verwandten des Verstorbenen habe er bereits vor langer Zeit über seine Tat informiert. Am Dienstag erklärte Gosling zudem im BBC-Radio, dass der Arzt ihm indirekt geraten habe, seinen Freund von den Qualen zu erlösen.
Youtube | Dieses einminütige Geständnis brachte den Moderator hinter schwedische Gardinen.
Verhaftung am Mittwochmorgen
Das BBC-Regionalbüro informierte die Behörden nicht vor der Sendung über das Geständnis. Am Mittwochmorgen verhaftete die Polizei von Nottingham den Journalisten. Er wird gegenwärtig befragt, erst danach soll eine Stellungnahme abgegeben werden. Gosling hatte jedoch schon zuvor erklärt, dass er die Identität des Mannes nicht preisgeben werde, "sogar unter Folter". Es habe sich um einen "privaten Pakt" zwischen ihm und seinem Liebhaber gehandelt, der niemanden etwas angehe.
Der 1939 geborene Gosling gehörte insbesondere in den 1960er und 70er Jahren zu den bekanntesten Fernsehgesichtern Großbritanniens. Für die BBC und andere TV-Sender drehte und moderierte er hunderte Dokumentationen. Zudem war er nach der Aufhebung des Verbots von gleichgeschlechtlichen Beziehungen im Jahre 1968 als einer der ersten Homo-Aktivisten auf der Insel aktiv. (dk)