Männer überschätzen gerne ihre Penisgröße beim Kondomkauf – mit gefährlichen Folgen, wie US-Wissenschaftler jetzt herausfanden.
Nach einer Studie des Kinsey-Instituts an der Indiana-Universität in Bloomington trugen 45 Prozent der Männer in den vergangenen drei Monaten Kondome, die nicht richtig passten. Doch das ist gefährlich: Falsch sitzende Verhüterli erhöhen die Gefahr, dass das Gummi reißt, um den Faktor 2,6. Zudem würde der Frust über die scheinbar defekten Kondome dazu verleiten, ungeschützten Sex zu haben. Denn die falsche Größe verdoppelt auch die Wahrscheinlichkeit, dass der Weg zum Orgasmus als "anstrengend" beschrieben wird – und Kondome als lustfeindlich.
Diese Probleme entstehen nach Angaben von Studienleiter Richard Crosby dadurch, dass Männer entweder nicht wüssten, dass es Kondome in verschiedenen Größen gibt – oder ihr eigenes Gemächt falsch einschätzten: "Man spricht nicht gerne darüber", erklärte Crosby. "Das hat mit dieser maskulinen Idee zu tun, dass die Größe entscheidend ist. Man sagt sich: 'Ich kann ja nicht Größe S sein!'". Als Grund für die falsche Selbsteinschätzung nannte er den größer werdende Einfluss von pornografischen Bildern und Filmen.
Gayromeo als Vorbild
Die Forscher bieten eine simple Lösung an: Zukünftig sollten nur noch Verhüterli in den Größe L, XL oder XXL verkauft werden, S und M dagegen verschwinden – Größenangaben also, wie sie schon heute in der schwulen Datingplattform "Gayromeo" gang und gäbe sind. Damit könnte die Eitelkeit der Männer umgangen werden: "Schreiben Sie auf keinen Fall groß, mittel und extraklein drauf", so Crosby.
Für die Studie befragten die Wissenschaftler insgesamt 436 Männer im Alter von 18 bis 67 Jahren. Sie wurden durch Anzeigen einer Kondomfirma rekrutiert und nicht zufällig ausgewählt. Die Ergebnisse sprächen aber dennoch eine sehr deutliche Sprache und zeigten Tendenzen auf, so die Forscher. Sie veröffentlichten die Studie in der neuesten Ausgabe der Fachzeitschrift "Sexually Transmitted Diseases".
Kondome gelten seit dem Ausbruch der Aids-Epidemie als Pflicht für schwule Männer. Derzeit gibt es rund 3.000 HIV-Neudiagnosen pro Jahr in Deutschland – zwei Drittel davon steckten sich über gleichgeschlechtlichen Sex an (queer.de berichtete). Nach Angaben der US-Gesundheitsbehörde haben Schwule ein 50 Mal höheres Risiko, sich zu infizieren (queer.de berichtete). Allerdings könne unter bestimmten Voraussetzungen auf das Gummi verzichtet werden, erklärte die Deutsche Aids-Hilfe (queer.de berichtete). (dk)