Der Ex-Tennisprofi nervt - unbeirrbar und unbelehrbar - mit einer neuen Aids-Angstkampagne. Für diese Ignoranz hat er unsere Negativ-Auszeichnung verdient.
Von Christian Scheuß
Was will uns die Michael Stich-Stiftung mit den neuen Motiven sagen, die seit Rosenmontag deutschlandweit in den beleuchteten Reklametafeln hängen? Jugendliche von heute tragen hässliche Unterwäsche, sehen stinknormal aus, sind aber irgendwie voll Grufti drauf? Haben Sex bei Grablicht-Kerzenschein beziehungsweise auf Bahren im Leichenschauhaus oder outdoor auf Grabsteinen? Ich dachte immer, nur Schwule kommen auf so ausgefallen morbide Ideen...
Aber nein, es geht um etwas ganz anderes, wie der Pressetext verrät, der zum Start der Kampagne verrät: "Die Motive widmen sich gezielt der Thematik ‚Jugend und HIV‘. Sie spielen mit Sexualität und Tod, um zwei mit der Krankheit HIV und AIDS einhergehende Tabus zu verbinden. Die Motive mit jungen Pärchen machen auf außergewöhnliche Art und Weise darauf aufmerksam, dass ungeschützter Sex der häufigste Übertragungsweg der Krankheit ist." Schlüsselfaktor der neuen Anzeigenmotive sei das Wissen über die Krankheit und ihre Übertragungswege. Ah ja. Merkwürdigerweise findet man in den Schlagzeilen auf den Motiven gar keine konkreten Hinweise auf die Übertragungswege. Die einzige Botschaft, die hier hängen bleibt, lautet: Wer (ungeschützt) fickt, der stirbt.
Wieder einmal setzt die Stich-Stiftung, die ursprünglich im Jahr 1994 gegründet wurde, um sich um HIV-positive Kinder zu kümmern, und (mangels Klienten?) seit 2007 im Bereich der Aids-Prävention herumtrampelt, auf Botschaften, die auf Schock und Angst setzen, statt auf Besonnenheit und Aufklärung, die den Lebensrealitäten entspricht. Wo immer man weltweit Experten befragt, welche Art der Prävention die nachhaltigere und erfolgreichere ist, erhält man die Antwort, dass funktioniert, was den Adressaten ernst nimmt und ihn zu einer selbstbewussten Entscheidung befähigt. Angst ist dabei der schlechteste Berater, die durch den Schockeffekt erzielte Aufmerksamkeit verpufft, weil sie den Betrachter ratlos zurücklässt.
Bereits mehrmals wurde der Stiftung diese Kritik bei deren vorherigen Schocker-Kampagnen angetragen, in denen Babys auf Hinrichtungsliegen oder Leichensäcke auf Flughafengepäckbändern präsentiert wurden. Erst recht schüttelten alle seriösen Präventionsprofis den Kopf, als Michael Stich vor wenigen Monaten die unsägliche Kampagne "Aids ist ein Massenmörder" von einem anderen Präventionsverein verteidigte. Die Verantwortlichen der Stiftung, allen voran ihr prominenter Gründer sind offensichtlich fachlich unbelehrbar. Es hat den Anschein, dass es ihnen wichtiger ist, ihre Organisation ins Rampenlicht zu rücken.
Für diese fortgesetzte Ignoranz verleiht queer.de die Homo-Gurke.
www.zeitenschrift.com/news/aidsnureineluege.ihtml
Dieser Link war da drin. Nun wird es ganz sicher auch geBILDete Leute geben, die diesen Schwachsinn glauben, ich frage mich nur, wieso die Admins so einen Scheiß stehen lassen...