Der ugandische Parlamentsabgeordnete Otto Odonga hat bei einer Diskussionsveranstaltung in Kampala erklärt, er würde seinen Sohn töten, wenn er von dessen Homosexualität erfährt.
Odonga von der größten Oppositionspartei FDC machte diese Aussage beim Forum "Menschenrechte und sexuelle Orientierung", das am Freitag von Nichregierungsorganisationen veranstaltet wurde. Insgesamt nahmen 80 Menschen an der Runde teil, unter ihnen vor allem Studenten, Professoren und einige Politiker.
In Uganda wird gegenwärtig über die Einführung der Todesstrafe für Schwule diskutiert (queer.de berichtete). Auch die "Werbung für Homosexualität" soll künftig zu mehrjährigen Haftstrafen führen.
Wie ein Reporter des kanadischen Homo-Magazins "Xtra!" meldet, hat die Aussage des Politikers bei den meisten Zuhörern Empörung ausgelöst. Makau Mutua, der Vorsitzender der kenianischen Menschenrechtskommission, kritisierte den Abgeordneten daraufhin scharf: "Ich bin entsetzt, welchen Hass sie gegen homosexuelle Menschen verbreiten. Das schließt Ihr Verlangen ein, den Henker zu spielen. Würden Sie selbst ihren Sohn an den Galgen führen?" Odonga nickte wortlos. "Dann stimmt wirklich etwas mit Ihnen nicht", erklärte Mutua.
"Wer sind die Bisexuellen?"
In der Diskussion stellten auch andere Abgeordnete klar, dass sie Homosexualität härter bestrafen wollen. Manche Politiker beschrieben die gleichgeschlechtliche Liebe als "europäischen Wert", der mit Afrika nichts zu tun habe. Die ehemaligen Kolonialherren wollten dem Land Toleranz gegenüber dem "Laster" Homosexualität aufzwingen, war die einhellige Meinung der Politiker. Gefahr gehe aber nicht nur von den exklusiv schwul lebenden Männern aus: "Wer sind die Bisexuellen? Was tun sie? Ist das ein neuer Import nach Afrika?", fragt etwa der Abgeordnete Christopher Kibanzanga.
Odonga stellte zudem die Allgemeingültigkeit der Menschenrechte in Frage: "Menschenrechte sind nicht unantastbar. Geschlechtsteile gehören nicht in den Anus. Wir werden diese Art von abweichendem Verhalten in unserer Gesellschaft nicht dulden."
Sex im Dorf
Der Vorsitzende der lokalen Aids-Organisation NGENT widersprach den Politikern: "Analsex wird auch von Heterosexuellen praktiziert", erklärte Rubaramira Ruranga. Er widersprach auch der Aussage, Homo- und Bisexualität seien unafrikanisch: "Als ich jung war, sah ich wie Männer Sex mit Männern aus meinem kleinen Dorf haben. Sie haben das draußen im Busch gemacht, als wir gejagt haben." An der Veranstaltung nahmen auch mehrere Homo-Aktivisten teil. Sie erhoben aber während der Diskussion aber nicht das Wort.
Das "Homosexualtätsgesetz" soll in den nächsten Wochen vom Parlament beschlossen werden. Derzeit ist noch umstritten, ob Schwule nun mit der Todesstrafe bedroht werden sollen. Staatschef Yoweri Museveni hatte angedeutet, dass das Gesetz wegen internationaler Kritik abgemildert werden könnte. Zuletzt hatte US-Präsident Barack Obama Uganda wegen des Gesetzentwurfs scharf kritisiert (queer.de berichtete). Der deutsche Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) hatte zuvor mit der Kürzung der Entwicklungshilfe gedroht, sollte Uganda den Verfolgungsdruck auf Homosexuelle erhöhen (queer.de berichtete). Seit 2007 hat Uganda von Deutschland Zusagen für mehr als 75 Millionen Euro erhalten.
Wenn das Parlament dieses Gesetz beschließt, wäre Uganda der einzige Staat mit einer mehrheitlich christlichen Bevölkerung, der Homosexuellen das Recht auf Leben abspricht. Bislang exekutieren fünf mehrheitlich muslimische Staaten (Iran, Jemen, Mauretanien, Saudi-Arabien, Sudan) und zwei mehrheitlich muslimische Teilstaaten (in Somalia und Nigeria) Homosexuelle. (dk)
Und was war mit Deutschland 1933-45...?