Dank Wirtschaftskrise und schwachem Dollar sind Immobilien insbesondere im schwulen Urlaubsmekka Fort Lauderdale zum Schnäppchenpreis zu haben.
Von Dennis Klein
In den letzten zwei Jahren wurde das Vertrauen in die Aktienmärkte gründlich kaputt gemacht. Spekulative Anlagen scheuen die Deutschen daher wie der Teufel das Weihwasser. Eine handfeste und risikoärmere Alternative könnten Immobilien in den USA sein, die derzeit günstig wie seit Jahren nicht mehr zu haben sind. Besonders Florida steht hoch im Kurs: Die Preise sind infolge der Wirtschaftskrise gesunken, ebenso wie der Dollarkurs. Das stets sommerliche Wetter und eine herzliche Szene animieren daher abenteuerlustige Huschen zum Kauf.
So wie Georg und Philipp. Der 44-jährige Marketingexperte und der gleichaltrige Computerfachmann gehören als Durchschnittsverdiener zwar nicht unbedingt zur konsumfreudigen FDP-Zielgruppe, sie haben sich aber dennoch im Dezember eine möblierte Drei-Zimmer-Wohnung (Condo) in Fort Lauderdale für 175.000 Dollar (ca. 125.000 Euro) gekauft – mit Erspartem und dem Erlös einer Lebensversicherung. Vor drei Jahren hätten sie das noch nicht stemmen können; die selbe Wohnung kostete damals 435.000 Dollar.
Dem deutschen Winter entfliehen
Georg und Philipp wollen nun ihr Condo zeitweise an Touristen vermieten – und den Rest der Zeit selbst dort wohnen. "Man könnte es aber auch gut als Geldanlage an Amis vermieten, da dort der Immobilienkauf wegen der Wirtschaftskrise nicht mehr finanzierbar ist", erklärt Georg. Da sie ihren Job online überall auf der Welt erledigen können, werden sie zukünftig während des unbarmherzigen deutschen Winters in Florida arbeiten – und ihre hart verdienten Euros dann in eine größere Anzahl Dollars umtauschen. Dabei reisen sie immer als Touristen nach Amerika ein und können so drei Monate im Land bleiben. "Wenn wir länger da sein wollen, gehen wir für 60 Dollar einfach kurz auf die Bahamas. Danach dürfen wir wieder für drei Monate in den Staaten bleiben". Es gibt aber auch Möglichkeiten, eine Arbeitserlaubnis zu erhalten, etwa als Investor oder bei einer Festanstellung.
Am meisten Schwule pro Einwohner im Bundesstaat gibt es übrigens im multikulturellen Städtchen Wilton Manors, einem Vorort von Fort Lauderdale. Hier hat sich in den letzten Jahrzehnten ein "Gay Village" etabliert. Schwule Interessenten haben jedoch die Wahl: Wollen sie in der Großstadt Miami in die Szene eintauchen oder doch lieber in Fort Lauderdale oder Wilton Manors ihre Zelte aufschlagen. Obwohl nicht weit entfernt ist die Szene hier deutlich weniger cool und körperfixiert als die nur eine dreiviertel Stunde entfernten Szene in Miami, und auch auf Dauer verträglicher als die Szene der Party-Hochburg Key West, knappe vier Autostunden entfernt im äußersten Süden.
Bei ihrer Wohnungssuche half ihnen der schwule Makler Ken Calhoun von Prudential First, auf den Georg und Philipp schwören. Er hat sich in den letzten Jahren mehr und mehr auf die Gay-Community spezialisiert. Auf seiner Website kenhelps.com kann man in Ruhe vom heimischen Wohnzimmersofa aus über 100.000 angebotene Immobilien durchsuchen ("Property Search"). Man muss lediglich Stadt und County eingeben (bei Fort Lauderdale oder Wilton Manors ist das Broward County), sowie die Preisvorstellungen und ob es sich um ein "Waterfront Property" handelt, also entweder an einem Fluss oder am Meer liegt. Letzteres ist allerdings ein Preistreiber.
Niedrige Gebühren
Anders als in Deutschland halten sich die Nebenkosten beim Kauf in Grenzen: Die Maklergebühr übernimmt der Verkäufer vollständig und die Abwicklungsgebühren betragen in der Regel zwei Prozent des Kaufpreises. Auch die laufenden Kosten, wie etwa Strom, liegen weit unter deutschem Niveau. Allerdings können die Kosten für die Grundsteuer in manchen Orten recht hoch sein. Sie schwanken aber von Gemeinde zu Gemeinde. Vor dem Kauf sollte man sich darüber informieren, ebenso wie über notwendige Versicherungen.
Auch viele Deutsche, die ihr Arbeitsleben bereits beendet haben, lassen sich in Florida nieder. Denn im Staat gibt es es nicht nur eine lebhafte schwule Szene, er gilt auch als Rentnerparadies. Gerade Schwule, die nicht in einem bayerischen Heten-Altersheim enden wollen, sehen das als schöne Alternative an.
Natürlich ist der Kauf einer Immobilie nicht risikolos. So könnte sich die "Neighborhood" über die Jahre auch negativ entwickeln, obgleich das in Fort Lauderdale praktisch undenkbar ist. In Miami gibt es zwar raue Ecken, allerdings hat die Kriminalitätsrate in den vergangenen zwei Jahrzehnten stetig abgenommen. Auch die alljährlich wiederkehrenden Wirbelstürme sind eine Gefahr für Immobilien. Neuere Häuser werden jedoch stets "hurricane safe" gebaut, so dass sie bis zum Ende der Welt stehen bleiben müssten. Insgesamt ist das Risiko also überschaubar. Und selbst wenn die Wertsteigerung geringer ausfällt als erhofft, kann man sich auf eine Sache immer verlassen: die heiße Sonne Floridas und die hübschen Strandhuschen, die sich unter ihr aalen.