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- 03. März 2010 3 Min.
Der Schiedsrichter soll seinen angeblichen Nötiger Manfred Amerell als "Schatz" bezeichnet haben.
Von Norbert Blech
Weniger als 24 Stunden vor der Gerichtsverhandlung zum DFB-Skandal am Donnerstag in München deutet sich die Verteidigungsstrategie von Manfred Amerell an. Der 62-jährige ehemalige Schiedsrichtersprecher des Verbunds klagt auf Unterlassung; der Deutsche Fußballbund soll nicht mehr verbreiten dürfen, er habe Schiedsrichter sexuell belästigt.
Diesen Vorwurf hatten am Wochenende vier Schiedsrichter eidesstattlich versichert, drei von ihnen sind bis jetzt unbekannt. Nun scheint es, Amerell wolle sich vor allem gegen Michael Kempter wehren, der mit seiner Beschwerde über Amerell beim DFB die Angelegenheit publik gemacht hatte. Bereits vor drei Wochen veröffentliche Amerell eine private SMS von Kempter an ihn, die eher für eine gescheiterte Beziehung als für Missbrauch spricht: "Komm doch ohne Dich auch nicht klar", hatte Kempter da unter anderem geschrieben.
In ihrer Donnerstags-Ausgabe berichtet nun die "Süddeutsche Zeitung", ihr liege eine weitere SMS vor, die Kempter angeblich an Amerell geschickt haben soll. Der junge Schiedsrichter soll darin Amerell als "Schatz" ansprechen und auf gemeinsam verbrachte Zeit verweisen. Datiert ist die SMS auf den 21. Oktober 2008 - drei Tage zuvor soll die von Kempter berichtete Nötigung in einem Hotelzimmer nach dem Spiel Bremen gegen Dortmund stattgefunden haben.
Kippt der DFB-Kronzeuge?
Der "SZ"-Bericht enthält keine Nachfrage bei Kempter, ob er die SMS geschickt habe. Die zuerst bekannt gewordene SMS hatte er nicht dementiert, gleichwohl mehrfach behauptet, nicht schwul zu sein. Das könnte noch problematisch für ihn werden, sagte Amerells Anwalt Jürgen Langer gegenüber einigen Medien: "Wer immer Herrn Kempter beraten hat, er hat ihn ins offene Messer laufen lassen." Was den "Tagesspiegel" zu dem Kommentar veranlasst hat: "Man darf das als Drohung verstehen." Amerell hatte schon vor zwei Wochen angekündigt, weiteren SMS-Verkehr zu besitzen, was beim Termin vor dem Landgericht I eine Rolle spielen könnte.
Was die anderen drei Schiedsrichter betrifft, gibt sich Anwalt Langer entspannt, berichtet die "Süddeutsche". Es sei ein Unterschied, ob Menschen unabhängig voneinander von Vorfällen berichten "oder ob sie gut verbandelt sind, und Kempter, der Fifa-Referee, ein Idol für den einen oder anderen war", sagt Langer. Dem DFB droht zudem ein weiteres Problem: "Anonyme eidesstattliche Versicherungen gibt es vor Gericht nicht", hatte ein Sprecher des Landgerichts vorab gesagt.
Die "Süddeutsche" kommentiert, sollte der Kronzeuge Kempter wegbrechen, "könnte das den DFB in den angedrohten Folgeprozessen nicht nur viel Geld kosten, es würde den Ruf des Präsidenten beschädigen, vom Imageverlust für den DFB abgesehen." In der Geschichte werde es "am Ende nur Verlierer geben", betont Amerells Anwalt Langer immer wieder.
Der Verbund hat inzwischen Abstand von dem angekündigten Plan genommen, Kempter am Freitag bei dem Zweitligaspiel zwischen Düsseldorf und Greuther Fürth antreten zu lassen. "Wir lassen uns da noch ein, zwei Tage Luft. Aber es ist geplant, dass Michael Kempter am Wochenende ein Spiel pfeift", sagte Michael Fröhlich, Leiter der Abteilung Schiedsrichter beim DFB.
Nachtrag, 10.37h: DFB-Präsident Theo Zwanziger hat im "Kicker" seinen Rücktritt angedroht, sollte es zu einem Prozess kommen und der DFB ihn verlieren. Manfred Amerell wird sich am Donnerstag nicht nur vor Gericht, sondern ab 22.15 Uhr auch in der Sendung "Kerner" auf Sat 1 verteidigen.














