Die Polizei hat in der Nacht zu Mittwoch Roy Ashburn, einen republikanischen Abgeordneten des kalifornischen Senats verhaftet, als dieser angetrunken in seinen Dienstwagen unterwegs war. Medien berichteten, der Vater von vier Kindern habe kurz zuvor den Schwulenclub "Faces" in Sacramento verlassen.
Zum Zeitpunkt seiner Verhaftung hatte Ashburn 1,4 Promille im Blut und einen unbenannten männlichen Beifahrer, den die Polizei gehen ließ. Ashburn kam nach acht Stunden Gefängnis auf Kaution frei und entschuldigte sich in einer Pressemitteilungfür den Vorfall, ohne darin auf seine sexuelle Orientierung einzugehen.
Der römisch-katholische Senator, der sich 2003 von seiner Frau scheiden ließ und in diesem Jahr aus der Politik aussteigen will, hat in seiner Dienstzeit gegen jedes schwulenfreundliche Gesetz gestimmt. So war er gegen die Anerkennung von Homo-Ehen aus anderen US-Bundesstaaten in Kalifornien und ebenfalls gegen eine Ausdehnung von Antidiskriminierungsrichtlinien unter anderem auf die Versicherungsbranche. Dreimal stimmte er gegen die Einrichtung eines Harvey-Milk-Gedenktages, 2005 war er Mitorganisator einer Demo "für die traditionelle Familie".
Viele wussten Bescheid
Im Zuge der Berichterstattung über die Verhaftung stellte sich heraus, dass mehrere Personen und Medien über die sexuelle Orientierung Ashburns Bescheid wussten, darüber aber nicht berichteten. Ein Journalist des "Bakersfield Californian" schrieb am Donnerstag, er habe im letzten Sommer mit dem Politiker gesprochen, nachdem er gehört hatte, eine andere Zeitung wolle ihn outen. Ashburn habe die Frage des Reporters nach dessen sexuellen Orientierung unbeantwortet gelassen.
Auf den Hinweis, dass es problematisch sei, schwul zu sein und gegen Schwule zu stimmen, soll der Senator gesagt haben, dass er einen konservativen Wahlkreis und dessen Meinung vertrete. Die Redaktion stufte das Gespräch als "nicht relevant" ein, auch die andere Zeitung veröffentlichte kein Outing.
Nach der Verhaftung meldete sich in örtlichen Medien auch der offen schwule Bürgermeister von West Sacramento zu Wort. Christopher Cabaldon erzählte, er habe Ashburn mehrfach in der Szene gesehen. Es sei "Heuchelei", ein Doppelleben zu führen und Leute dafür zu attackieren, wie man selbst zu sein, kritisierte Cabaldon.
Das brachte wiederum den schwulen Blogger Joe Jervis auf die Palme: "Diese Heuchelei hat Calderon offenbar nicht genug gestört, um verdammt noch mal was dazu zu sagen." Klemmschwestern, die gegen schwulenfreundliche Gesetze stimmen, habe man hunderte Mal erlebt, der Skandal an der Ashburn-Geschichte sei das Schweigen von Medien und innerhalb der schwulen Community gewesen. Wer wisse, dass jemand gegen die Szene arbeitet und dabei selbst schwul ist, solle "verdammt noch mal was dazu zu sagen".
Als Jervis das schrieb, wusste er noch nicht, dass die Managerin des Nachtclubs "Faces" später in einem Interview sagen würde, sie habe den Politiker nicht in ihrem Club gesehen. An dem Abend sei Latin-Nacht gewesen und an die wenigen weißen Gäste könne sie sich erinnern. (nb)
"Auf den Hinweis, dass es problematisch sei, schwul zu sein und gegen Schwule zu stimmen, soll der Senator gesagt haben, dass er einen konservativen Wahlkreis und dessen Meinung vertrete."
Ich glaube, ich kotz gleich ...