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- 19. März 2010 3 Min.
In einer Anhörung des US-Senats beleidigt ein pensionierter General Schwule wie Niederländer.
Von Norbert Blech
Eine Aussage des pensionierten US-Marine-Generals John J. "Jack" Sheehan hat für scharfe Kritik aus den Niederlanden und Kopfschütteln in Amerika gesorgt.
In einer Anhörung der Armee-Kommission des US-Senats zur umstrittenen "Don't Ask, don't tell"-Regelung, die zur Entlassung von schwulen und lesbischen Soldaten führt, wenn ihre sexuelle Orientierung bekannt wird, hatte Sheehan Homo-Soldaten der Niederlande eine (Teil-)Schuld am Massaker von Srebrenica gegeben. Bei dem Kriegsverbrechen während des Bosnien-Kriegs wurden bis zu 8.000 Bosniaken von bosnischen Serben getötet - die Rolle von überwiegend niederländischen Blauhelm-Soldaten in der Schutzzone wird bis heute diskutiert.
Sheehan wurde vom Senatsausschuss gefragt, ob er von den Armeechefs aus Ländern, die Schwule und Lesben im Militär erlauben, Negatives über diese Politik gehört habe. Sheehan antworte, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion hätten europäische Streitkräfte geglaubt, es gebe keinen Grund mehr für Kampf-Fähigkeiten. Daher hätten sie auf eine Friedens-Armee gesetzt und die Armee bewusst vergesellschaftet und liberalisiert. Eine derart schlecht vorbereitete Armee wie die der Niederländer habe das Massaker von Srebrenica folglich nicht verhindern können. Auf Rückfrage, ob ihm die niederländische Armeeführung das so gesagt und speziell Schwule und Lesben gemeint habe, sagte Sheehan: "Ja, sie haben das als Teil des Problems angesehen." Das hätte ihm der frühere Leiter der niederländischen Armee berichtet, der später entlassen worden sei, weil ihm die Schuld am Massaker gegeben worden sei.
Der Ausschussvorsitzende und demokratische Politiker Carl Levin nannte die Ausführungen "völlig daneben". Ausschuss-Mitglied Joseph Lieberman, ebenfalls demokratischer Politiker, verwies auf "den größten Verbündeten" der Staaten, Großbritannien, in dessen Militär auch Schwule und Lesben dienen können, worauf Sheehan antwortete, das sei nicht von der Londoner Regierung beschlossen, sondern von Europa diktiert worden und sei innerhalb des Militärs umstritten.
Kritik aus den Niederlanden
Die Äußerungen von Sheehan haben auch in den Niederlanden für Empörung gesorgt. Es sei "erstaunlich, dass ein Mann von seinem Format einen solchen totalen Nonsens äußern kann", kommentierte der niederländische Verteidigungsminister Roger van de Wetering. Die Vorgänge in Srebrenica seien von seinem Land, internationalen Organisationen und den Vereinten Nationen intensiv untersucht worden. "Nie wurde auch nur ansatzweise zu dem Schluß gekommen, die sexuelle Orientierung der Soldaten hätte eine Rolle gespielt."
Die niederländische Botschafterin in den Vereinigten Staaten, Renee Jones-Bos, schrieb in einer Erklärung, sie könne nicht weiter von einer Meinung entfernt sein als der von Sheehan. Sie sei stolz darauf, dass Schwule und Lesben seit Jahrzehnten "offen und mit Ehre" ihren Dienst in der Armee leisteten.
Kommt ein Ende der Regelung?
In vorherigen Anhörungen hatten sich unter anderem der führende US-General David Petraeus für eine Abschaffung der "Don't Ask, don't tell"-Regelung ausgesprochen, der Stabschef der Armee fand vor dem Ausschuss ebenfalls keine Gründe für eine Beibehaltung. US-Präsident Barack Obama hatte die Abschaffung versprochen.
Am Tag der umstrittenen Anhörung hatte es in Washington D.C. einen Protest der Human Rights Campaign für die Abschaffung gegeben, von dem sich eine Menschenmasse in Richtung Weißes Haus abspaltete. Zwei wegen der Regelung entlassene Soldaten ketteten sich an den Zaun des Präsidentensitzes an und wurden verhaftet (queer.de berichtete).















Wenn die Gegener von Schwulen in der Armee derart peinlich auftreten, kommt das Gesetz sicher durch.