Im Streit um den im Berliner Homo-Mahnmal gezeigten Kurzfilm haben sich die Hauptstadt-Grünen für die eine 50:50-Regelung zwischen Lesben und Schwulen ausgesprochen.
Am Montag hatten Leiter der KZ-Gedenkstätten und mehrere Homo-Aktivisten in einem offenen Brief dafür geworben, den jetzigen mann-männlichen Kuss im Gedenkort beizubehalten, da die Verfolgung von Schwulen im Dritten Reich andere Ausmaße gehabt habe als die Verfolgung von Lesben (queer.de berichtete). "Dieser Meinung schließen wir uns nicht an", erklärten nun Anja Kofbinger und Thomas Birk, die homopolitischen Sprecher der Berliner Grünen.
Sie sprachen sich dafür aus, den mit der Bundesregierung verabredeten Kompromiss beizubehalten. Er besagt, dass der Film alle zwei Jahre gewechselt wird. "Wir erkennen sehr wohl an, dass Schwule in wesentlich stärkerem Maße von Verfolgungen der Nazis betroffen waren als Lesben, aber der Charakter des Denkmals geht weit über das bloße Erinnern an die erlittene Verfolgung und den tausendfachen Mord an Schwulen in der Nazi-Zeit hinaus", erklärten die beiden Mitglieder des Abgeordnetenhauses. Das Denkmal sei ausdrücklich "auch der Gegenwart zugewandt und will an die Diskriminierung von Homosexuellen allgemein und bis in die heutige Zeit erinnern und mahnen".
Der Entwurf der Künstler Michael Elmgreen und Ingmar und Ingar Dragset hatte 2006 den Wettbewerb für das Berliner Homo-Mahnmal gewonnen – damals gab es noch keinerlei Kritik an dem schwulen Kuss, der durch ein Sichtfenster zu sehen sein sollte (queer.de berichtete). Wenige Monate nach der Auswahl des Entwurfs brach ein erbitterter Streit aus. Lesben- und Frauenverbände mokierten, dass die Kussszene zwischen Männern das Leid von weiblichen Homosexuellen ausblende. Die Zeitschrift "Emma" startete deshalb eine Kampagne gegen das Mahnmal. Zuletzt einigte man sich darauf, alle zwei Jahre das Bild auszuwechseln (queer.de berichtete). Verschiedene Künstler könnten ihre Interpretation eines gleichgeschlechtlichen Kusses präsentieren, so die Kompromissformel. (dk)