Ein 60 Jahre altes kalifornisches Gesetz ruft Forscher auf, eine "Heilung" für Homosexualität zu finden. Nun wird die Abschaffung diskutiert.
Das Gesetz wurde 1950 nach einer Vergewaltigungsserie in Los Angeles beschlossen, in der auch ein sechsjähriges Mädchen ermordet worden war. Obgleich der geständige Mörder heterosexuell war, richtete sich die Vorschrift vor allem gegen Schwule: Sie wurden wie Kinderschänder als "sexuelle Abweichler" definiert. Ihr Verhalten, so die Parlamentarier vor 60 Jahren, fördere "Sex-Verbrechen gegen Kinder". Das Gesetz fordert das Gesundheitsministerium auf, mit eigener Forschung die Abweichler wieder auf Linie zu bringen.
Ein Parlamentsausschuss in Sacramento hat am Dienstag mit vier gegen null Stimmen bei drei Enthaltungen empfohlen, die antiquierte Regelung abzuschaffen. "Selbst damals gab es keine Rechtfertigung dafür, Schwule auf die gleiche Stufe zu stellen wie sexuelle Raubtiere, die Kinder vergewaltigen und töten", erklärte die demokratische Abgeordnete Bonnie Lowenthal, die das Aufhebungsgesetz vorlegte. Das Gesetz sei in den letzten Jahrzehnten ohnehin nicht zur Anwendung gekommen.
"Traurige Entscheidung"
Zwei Republikaner und ein Demokrat, die sich der Stimme enthielten, wollen lediglich die direkte Erwähnung von Homosexualität aus dem Gesetz entfernen, es aber weiter beibehalten: "Das ist wahrscheinlich einer meiner traurigsten Entscheidungen als Abgeordneter", sagte der Demokrat Anthony Portantino, nachdem er seine Zustimmung verweigert hatte. Der Staat müsse weiter Forschung gegen Sex-Verbrecher betreiben, so Portantino, deshalb sei das Gesetz wichtig. Dass es ursprünglich als Diskriminierung gegen Schwule eingeführt worden war, sei aber bedauerlich. Seine Parteifreundin Lowenthal erwiderte, dass diese Aufgabe an Universitäten besser aufgehoben sei.
Eine deutliche Mehrheit für die Aufhebung im kalifornischen Parlament gilt als sicher. Einzig die christliche Gruppe Parents and Friends of Ex-Gays and Gay (PFOX) forderte die Abgeordneten auf, das Gesetz beizubehalten. Die PFOX gehört zur sogenannten "Ex-Gay"-Bewegung, die sich aus religiösen Gründen dafür einsetzt, Homosexuelle mit einer Konversionstherapie zu "heilen". Die PFOX-Vorsitzende Jeralee Smith argumentierte, sie sei als Kind von Frauen missbraucht worden und habe daher ihr Leben lang mit homosexuellen Gefühlen zu kämpfen gehabt.
Die American Psychiatric Association ordnete Homosexualität bis 1973 als Geisteskrankheit ein. In Kalifornien war schwuler Sex sogar bis 1976 illegal. (dk)