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- 20. April 2010 2 Min.
Premiere in Marokko: In dem Land, das Homosexualität weiter unter Strafe stellt, ist mit "Mithly" erstmals ein arabisches Homo-Magazin erschienen.
"Mithly" (Arabisch für "schwul-lesbisch") wird seit dem 1. April in Rabat unter der Ladentheke verkauft, zunächst in der Hauptstadt Rabat. Das politische Szene-Magazin, das keinerlei erotische Inhalte enthält, kann auch im Internet über mithly.net abgerufen werden. Herausgegeben wird es von der marokkanischen Homo-Gruppe Kif Kif. Wie "L'Afrique sur Internet" meldet, sind bislang 200 Exemplare gedruckt worden. Es soll das erste legale Homo-Magazin in der arabischen Welt sein.
Im ersten Leitartikel heißt es, dass arabische Schwule und Lesben in den "politisch und sozial instabilsten Gegenden der Welt" lebten. Dort würden sie Opfer von "Ignoranz und Missverständnissen" werden. Die Redaktion ist wegen des Homo-Verbots in Marokko formal in Madrid angesiedelt.
Bislang hat es keine Klagen oder Fatwas radikaler Muftis gegen das Magazin gegeben. Allerdings haben konservative Kommentatoren bereits ein Verbot gefordert. So erklärte der Chefredakteur der Tageszeitung "Attajdid", die der gemäßigt islamistischen Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung zugerechnet wird: "Homosexualität richtet sich gegen die Zukunft der Menschheit", so Mustapha Khalfi gegenüber der belgischen Zeitung "Le Soir". Darum sollten die Behörden "die Veröffentlichung durch ein Verbot verhindern, da das Magazin islamische Werte der marokkanischen Gesellschaft verletzt." Die Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung ist die größte Oppositionspartei im Land.
Marokko bestraft Homosexualität mit bis zu drei Jahren Haft. Lediglich in Touristenorten wie Marrakesch wird Schwulsein unter Ausländern toleriert. Zudem hat die Regierung im vegangenen Jahr angekündigt, härter gegen Personen vorzugehen, die die "moralischen und religiösen Werte" der Gesellschaft verletzten – dabei wird Homosexualität als eine der wichtigsten "nichtislamischen" Aktivitäten genannt (queer.de berichtete). (dk)















Während im benachbarten Spanien und bald auch in Portugal die Ehe geöffnet wurde und auf den Kanarischen Inseln vor der Küste Marokkos gleichgeschlechtliche, europäische Paare ihren Winterurlaub verbringen, ist im angrenzenden Marokko bisher wenig Licht für gleichgeschlechtliche Paare.
Gerade auf dieses Land sollte der internationale Focus homopolitischer Politik verstärkt gerichtet werden.
Es kann doch nicht so weitergehen, das auf der einen Seite des Meeres in Spanien und Portugal gleichgeschlechtliche Paare heiraten dürfen und auf der anderen Seite des Meeres gleichgeschlechtliche Paare im Gefängnis in Marokko landen.
Und das Veränderungen in Marokko möglich sind, zeigen die positiven Gesetzesreformen im marokanischen Familienrecht, das in den letzten Jahren reformiert wurde.
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www.zeit.de/2003/43/Marokko
..."Das Heiratsalter der jungen Frauen wird von 15 auf 18 Jahre angehoben. Der Ehemann kann nicht mehr mit der dreifachen Verschmähung seiner Frau eigenmächtig die Scheidung verfügen, sondern muss sie juristisch durchsetzen. Auch Frauen dürfen künftig auf Scheidung klagen – und sie können sogar das Sorgerecht für ihre Kinder beantragen. Die Polygamie wird erschwert, weil die Frau die Monogamie im Heiratsvertrag festschreiben kann und der Mann ohne ihr Einverständnis keine zweite Frau nehmen darf."
Für gleichgeschlechtliche Paare wäre schon viel in Marokko erreicht, wenn dort endlich wie in der islamischen Türkei oder im islamischen Jordanien auch, Homosexualität legalisiert würde. Vielleicht findet das moderne marokanische Königspaar den Mut auf, diesen Schritt durchzubringen. Schliesslich ist die Frau des marokanischen Königs eine ausgebildete Informatikerin.