Schwule und Lesben mit ausländischen Wurzeln sind weit mehr Diskriminierungen ausgesetzt als Einheimische, wie eine Studie der Uni Jena im Auftrag des Lesben- und Schwulenverbandes herausfand.
Die Forscher befragten intensiv rund 250 Personen in Deutschland nach Diskriminierungserfahrungen. Dabei stellte sich der Migrationshintergrund als entscheidender Risikofaktor heraus. Gerade Schwule und Lesben aus Ländern, in denen Repressalien gegen sexuelle Minderheiten an der Tagesordnung sind, seien besonders von Benachteiligungen betroffen, heißt es in dem 51-seitigen Dokument.
Dabei sei auffällig, dass die Befragten in Deutschland häufiger Diskriminierungen auf Grund der Homosexualität erlebten als Diskriminierungen aufgrund ihrer Herkunft. "Das ist angesichts der vielfach belegten Probleme durch rassistische Diskriminierung in Deutschland ein gravierender Befund", erklärte LSVD-Sprecher Axel Hochrein. Zudem wurden die Diskriminierungen wegen der sexuellen Identität als belastender eingeschätzt – auch weil es Migranten schwerer fällt, ihre sexuelle Orientierung mit ihrer Religion in Einklang zu bringen.
Größte Gefahr für Migranten: Die eigene Familie
Dabei wären die Diskriminierungserfahrungen von Schwulen und Lesben mit oder ohne Migrationshintergrund gleich, wenn Benachteiligungen durch die eigene Familie nicht berücksichtigt werden würden. Diskriminierung durch die eigene Familie ist aber bei Migranten weit höher als bei Ur-Deutschen. Viele der Befragten gaben an, zugunsten der Familie auf ein offenes Leben als Lesbe oder Schwuler zu verzichten.
Schuld an der schlechten Situation sei auch die Politik: "Eine misslungene Integrationspolitik wird auf dem Rücken dieser Personen ausgetragen, die in zwei miteinander unvereinbaren Subkulturen leben - schwul-lesbische vs. migrantische", schreiben die Wissenschaftler als Fazit. Die negativen Reaktionen von Vater und Mutter auf ein Coming-out ihres Kindes seien vor allem auf "Mangel an sozialen Kontakten zu Deutschen ohne Migrationshintergrund" zurückzuführen. So werde die schlechte Integration der Eltern zum Problem der schwulen Söhne und lesbischen Töchter. (dk)
Diese Familien und deren jugendliche Ableger sind als Schläger und Räuber auch für uns eine Bedrohung.