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- 26. April 2010 3 Min.
Schwule und Lesben in den USA sind einem weit höheren Risiko als Heteros ausgesetzt, im Kinder- und Jugendalter durch Gewalt traumatisiert zu werden, so das Ergebnis einer Studie der Universität Harvard.
Die Forscher verglichen dazu Daten einer landesweiten repräsentativen Untersuchung von mehr als 34.000 Menschen. Demnach erfahren 20 Prozent aller Männer Misshandlungen oder Gewalt im Jugendalter. Bei Männern, die einen gleichgeschlechtlichen Partner haben, sind es jedoch 28 Prozent. Noch deutlicher ist der Unterschied bei Frauen. Von allen Teilnehmerinnen erfahren 21 Prozent Gewalt in jungen Jahren, unter Lesben sind es aber 45 Prozent.
Eine direkte Folge dieser Erfahrungen ist den Wissenschaftlern zufolge die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), also psychische Langzeitfolgen einer traumatischen Erfahrung. Das Risiko, an derlei Symptomen zu leiden, liegt der Untersuchung zufolge bei Männern bei vier Prozent, bei Frauen bei zehn Prozent. Bei Homosexuellen verdoppeln sich diese Zahlen jedoch: Schwule haben demnach ein Risiko von neun Prozent, Lesben von 20 Prozent.
"Unsere Studie zeigt, dass es große Unterschiede in Gewalterfahrungen und Traumatisierungen gibt, die von der sexuellen Orientierung abhängen und in der Kindheit beginnen", erklärte Professorin Karestan Koenen von der medizinischen Fakultät in Harvard. "Das ist ein großes Gesundheitsproblem, für das Lösungen gefunden werden müssen."
Weniger Gewalt gegen "Klemmschwestern"
Die Autoren der Studie erklärten auch, dass Menschen, die heterosexuell leben, aber auch gleichgeschlechtliche sexuelle Interessen demonstriert haben, keiner höheren Gefahr von Gewalt oder PTBS ausgesetzt sind. Als Grund dafür wird angegeben, dass diese Menschen keiner Stigmatisierung ausgesetzt sind, solange sie sich den engen gesellschaftlichen Normen anpassen. Im Extremfall könne dies aber zu anderen psychischen Problemen führen.
Fünf Gründe für höhere Rate an Gewalterfahrungen
Insgesamt fünf Gründe seien für die höhere Wahrscheinlichkeit von Gewalterfahrungen verantwortlich: Die größte Gefahr seien Gewaltverbrechen, die aus Hass auf die sexuelle Orientierung des Opfers durchgeführt werden. Zweitens erhöhe ein Verhalten, das nicht den geschlechtlichen Klischees entspricht, die Mobbing-Gefahr bereits im Kindesalter. Drittens kommt es wegen der Minderheiten-Orientierung zu sozialer Ausgrenzung und Diskriminierung. Dies führe viertens zu risikoreicherem Verhalten, etwa einem erhöhten Alkohol- oder Drogenkonsum. Fünftens schämten sich viele Schwule und Lesben wegen ihrer sexuellen Orientierung und nähmen daher weniger psychologische Beratung in Anspruch.
Mit der Studie fordern die Wissenschaftler Regierungen auf, gegen Homophobie gerade in der Schule vorzugehen. Im Bundesstaat Massachusetts, in dem die Uni Harvard angesiedelt ist, haben in den letzten Monaten eine 15-Jährige und ein Elfjähriger Selbstmord nach homophoben Mobbing durch Mitschüler begangen. Allerdings gibt es bislang kein Aktionsprogramm, um gegen das gezielte Mobbing an Schwulen und Lesben vorzugehen.
Die Ergebnisse der Studie "Pervasive Trauma Exposure Among US Sexual Orientation Minority Adults and Risk of Posttraumatic Stress Disorder" wurden in der neuesten Ausgabe des "American Journal of Public Health" veröffentlicht. (dk)















Trotzdem schon generell beschämende Ergebnisse wenn pauschal 20% aller Jugendlichen in den USA Gewalt erfahren.
Überraschend allerdings, dass der Anteil der Frauen höher ist als derjenige der Männer, und bei Lesben sogar massiv höher als bei Schwulen.
Interessant wäre nun ob die Werte in Deutschland generell noch niedriger liegen bei vermutlich trotzdem gleicher Tendenz, immerhin fehlen bei uns noch die Metalldetektoren an den Schulen...