Provokante Bilder, die zum Kulturvergleich animieren. queer.de präsentiert die Ausstellung des thailändischen Fotografen Ohm Phanphiroj in Köln.
Von Christian Scheuß
Das Bild, das viele vom Leben transidentischer Menschen in Deutschland haben, ist geprägt von problematisierenden Berichten und Klischees. Die Anpassung des biologischen an das gewollte Geschlecht ist ein gesetzlich streng reglementierter und holpriger Weg. Und tatsächlich ist das Coming Out eines transidentischen Menschen nach wie vor ein extremer Einschnitt mit vielen potentiellen negativen Folgen.
Wie traumhaft scheint dagegen die Situation in anderen Kulturkreisen zu sein. Auch in Deutschlands Transgender-Community gilt Thailand als ein kleines Paradies. Geschlechtsanpassungen sind für vergleichsweise wenig Geld möglich, die Hormonbehandlung ist ebenso billig wie einfach verfügbar. Mann-zu-Frau-Transen (Ladyboys) haben, wenn sie nicht gerade in der Sexindustrie arbeiten, einen besseren Ruf als im westlichen Kulturkreis. Sie sind sichtbarer, selbstbewusster, gesellschaftlich akzeptierter und integrierter. Viele sind in alltäglichen Berufen tätig. Aufstiegschancen – zumindest wie alle anderen Frauen – inklusive.
Der thailändische Fotograf Ohm Phanphiroj betrachtet die wachsende Transszene mit unvoreingenommener Neugierde. Trotz der vergleichsweise größeren Liberalität im buddhistisch geprägten "Land des Lächelns" sieht er sie in einer Identitätskrise. Er versucht zu verstehen, welche Faktoren beeinflussend sind für die Formung der eigenen (geschlechtlichen) Identität. So stellt er zum Beispiel verwundert fest, dass bereits 12-jährige Jungen willens und bereit sind, auf dem Schwarzmarkt besorgte Hormone zu schlucken oder sich in einem ersten Schritt die Hoden entfernen zu lassen.
Halbnackt und vor einem neutralen Hintergrund zeigt Ohm Porträts von transidentischen Menschen. Ein schonungslos offener Blick auf Männer, die auf dem Weg hin zur Frau sind. Die Bilder sind im Rahmen des Kölner Sommerblut-Kulturfestivals erstmals in Deutschland zu sehen. Sie laden zu einem Kulturenvergleich ein und zu einer Auseinandersetzung über die Rolle von Geschlecht und Identität in der Gesellschaft wie in der Kultur.
Termine zur Ausstellung
Mi, 05.05., 20 Uhr Vernissage:
Der Fotograf führt durch die Ausstellung. Mit Vertreterinnen und Vertretern des Kulturamtes der Stadt Köln, des Sommerblut Kulturfestivals und Transgenderorganisationen.
So, 09.05., 17 Uhr: Wo liegt das Transgender-Paradies? Künstlergespräch
Ein Talk über den Alltag transidentischer Menschen in zwei unterschiedlichen Kulturen, über persönliche Erfahrungen und über die Rolle von Geschlecht und Identität in Gesellschaft und Kunst. Ein Gespräch mit dem Fotografen Ohm Phanphiroj, Ines-Paul Baumann (transidentisch lebend) und den Gästen. Der Kölner Gallerist Jürgen Bahr moderiert den spannenden Kulturenvergleich.
So, 16.05., 17 Uhr: Finissage – Transsexualität & Kirche. Traditionen bewahren oder aufbrechen?
"Geschaffen als Mann und Frau"? So wenig transidentische Menschen und Kirchen gemeinhin verbindet: Bei beiden ist oft unklar, ob sie herkömmliche Schubladen eher bewahren oder überwinden. Vier Menschen, deren Leben von intensiven Auseinandersetzungen sowohl mit Kirchen als auch mit der eigenen Transidentität geprägt ist, erzählen heute von sich: vier gänzlich unterschiedliche Wege mit Kämpfen und Träumen, Ängsten und Hoffnungen, Glauben und Zweifel. Moderation: Ines Paul Baumann.
Die Ausstellung ist zwischen dem 06.05. und 15.05. tgl. geöffnet von 16-20 Uhr, Eintritt frei. Kolbhalle, Helmholtzstraße 8-32, 50825 Köln