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- 14. Mai 2010 2 Min.
Bei seinem Portugal-Besuch hat Papst Benedikt XVI. Katholiken aufgerufen, gegen staatlich sanktionierte Beziehungen von Schwulen und Lesben vorzugehen.
In einer Rede vor Mitarbeitern sozialer kirchlicher Einrichtungen lobte der Papst an Christi Himmelfahrt Aktionen gegen gleichgeschlechtliche Paare und Abtreibung: "Die [sozialen und pastoralen] Initiativen zum Schutz der wesentlichen Grundwerte des Lebens - von der Empfängnis bis zur Familie, die auf der unauflöslichen Ehe zwischen einem Mann und einer Frau gründet, sind eine Hilfe, um einigen äußerst heimtückischen und gefährlichen Herausforderungen für das Gemeinwohl in unserer heutigen Zeit zu begegnen", so der vatikanische Staats- und Regierungschef. Das Publikum reagierte auf die Rede mit einem lang anhaltenden Beifall. Zuvor hatte der Papst eine Messe vor 500.000 Gläubigen im Wallfahrtsort Fátima geleitet.
Mit seiner aggressiven Rhetorik versucht der Papst, auf die politische Diskussion in Portugal Einfluss zu nehmen. So hat das Parlament in Lissabon erst im Januar die Gleichbehandlung von Schwulen und Lesben im Eherecht beschlossen (queer.de berichtete). Das Gesetz soll in den nächsten Tagen von Präsident Aníbal Cavaco Silva unterschrieben werden. Ein Veto des Präsidenten könnte das Parlament mit einfacher Mehrheit überstimmen. Portugal wäre nach den Niederlanden, Belgien, Spanien, Schweden und Norwegen das sechste europäische Land, das die Eheschließung von gleichgeschlechtlichen Paaren erlaubt.
Regierung gelassen
Die portugiesische Regierung gab sich nach der Kritik des Kirchenführers an ihrer Politik gelassen: "Das ist die alt bekannte Position der Kirche, für uns war das also nichts Neues", erklärte Gesundheitsministerin Ana Jorge nach der Papstrede.
In den letzten Monaten hat die katholische Kirche ihre Angriffe gegen Homo-Rechte im Zeichen des Missbrauchsskandals verschärft. Vertreter des Vatikans versuchten zuletzt, eine Verbindung zwischen Pädophilie und Homosexualität herzustellen. So erklärte etwa Erzbischof Dadeus Grings, dass Akzeptanz von Schwulen und Lesben zur Akzeptanz von Kindesmissbrauch führen würde (queer.de berichtete). Kardinal Tarcisio Bertone, nach Benedikt der zweitwichtigste Mann im Vatikan, machte die Homosexualität von Priestern für die Missbrauchsfälle verantwortlich (queer.de berichtete). (dk)
