I want it that way: zum San Francisco Pride gibt die ehemalige Boyband ein Ständchen.
Von Carsten Weidemann
Nein, das ist kein verspäteter Aprilscherz, sondern eine gute Meldung in einer für Schwule und Lesben eher schlechten Woche: Beim CSD in San Francisco wird die (ehemalige) Boyband Backstreet Boys auftreten.
Neben mehreren Konzerten in der Stadt schauen die Jungs am 27. Juni für einige Songs auf der Hauptbühne des San Franciso LGBT Pride vorbei, berichten US-Medien. Mehrere Hunderttausend Lesben und Schwule können das Konzert dann an der Civic Center Plaza, dem großen Platz vor der City Hall verfolgen.
Passend zum Motto "Forty and fabulous" soll es für die Besucher der Jubiläumsveranstaltung Musik aus vier Jahrzehnten geben, für die 80er konnten etwa Andy Bell von Erasure und Martha Davis and the Motels ("Suddenly last Summer") gewonnen werden. Die Profis treten für eine geringe Gage (und viel PR) auf; da der CSD in San Francisco wie die meisten Pride-Festivals weltweit ohne Eintritt stattfindet, können die Veranstalter nicht viel zahlen.
Der Pride in San Francisco hatte schon immer ein glückliches, vielleicht auch professionelles Händchen bei seiner Künstlerauswahl, 2008 trat etwa Lady Gaga auf. (Auf deutschen CSD-Bühnen sieht es in diesem Jahr hingegen wie üblich mau bis provinziell aus: Düsseldorf hat etwa die Jacob Sisters oder Benny Kieckhäbchen vorzuweisen, Köln kann in diesem Jahr immerhin mit Klee aufwarten.)
Boyband-Szene wird offener
Die Backstreet Boys gelten mit mehr als 130 Millionen verkauften Tonträgern als erfolgreichste Boygroup der Welt. 1993 in Orlando, Florida gegründet, konnten sich die zunächst noch fünf Jungs mit Songs wie "Quit Playing Games with My Heart" schnell an die Spitzen der Charts in Amerika und Europa setzen. Nach einer längeren Ruhepause kehrte die Boyband ab 2005 zurück, mit weniger erfolgreichen Songs, aber großen und gut besuchten Tourneen. Nach der Veröffentlichung des Albums "This is us" im letzten Jahr touren die Backstreet Boys derzeit durch die USA und Kanada.
Mit dem Auftritt der vier Jungs scheint sich das Verhältnis von Boybands zum Thema Homosexualität weiter zu entspannen. Zur Blütezeit der Gattung in den 90ern gab es zwar viele schwule Boyband-Mitglieder, doch mussten die sich als für Mädchen verfügbar zeigen. Und obwohl man offen für das Geld und die Liebe schwuler Fans war, hielt man sich die Szene in der Regel auf Distanz. Erst die Coming-outs von Stephen Gately (Boyzone), Mark Feehily (Westlife) und Eloy de Jong (Caught in the act) im letzten Jahrzehnt führten zu einem beginnenden Atmospährenwechsel.