Gaydar anno 1966: Schauspieler Leonard Nimoy und George Takei, der erst vier Jahrzehnte später sein Coming-out feierte.
Niederländische Wissenschaftler haben in einer Studie herausgefunden, dass Schwule und Lesben mehr auf Details in ihrer Umgebung achten - und daher im Alltag auch eher Hinweise auf die sexuelle Orientierung anderer Menschen aufnehmen.
Insgesamt zeigte die Universität Leiden 42 Männern und Frauen eine Reihe von Bildern unterschiedlich großer geometrischer Formen, über die die Teilnehmer möglichst schnell Fragen beantworten mussten. Dabei zeigte sich, dass Heterosexuelle die Antworten zwar schneller gaben - diese aber weit häufiger falsch waren als bei Schwulen oder Lesben, die analytisch auf Details achteten, aber weniger auf das große Ganze.
Studienleiterin Lorenza Colzato glaubt, damit den "6. Sinn" von Schwulen und Lesben entschlüsselt zu haben: "Zum ersten Mal gibt es wissenschaftliche Beweise dafür, dass Gaydar-Mechanismen unter Homosexuellen existieren", erklärte Colzato gegenüber der britischen Zeitung "Daily Mail". "Die erhöhte Wahrnehmungsfähigkeit erlaubt es Homosexuellen, andere schwule und lesbische Menschen zu erkennen. Wir glauben, dass sie weit analytischer sind als Heterosexuelle."
Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachmagazin "Frontiers in Cognition" veröffentlicht und sind auch online zugänglich. Die Forscher argumentieren in dem Aufsatz, dass die erhöhte Wahrnehmung von Details in ihrer Umgebung Schwulen und Lesben Vorteile bringt, da sie so leichter potenzielle Freunde - oder Liebhaber - entdecken könnten. Auch die Diskriminierung von Homosexuellen könnte demnach eine Rolle spielen: Da Schwule und Lesben als nicht gleichberechtigte Minderheit eher Angst und Ausgrenzung empfinden als Heterosexuelle, könnten sie dadurch gezwungen sein, eher auf Details zu achten als auf das große Bild. In der untersuchten Gruppe aus Niederländern haben die Forscher allerdings keine Anzeichen gefunden, dass Schwule und Lesben mehr Angst vor ihrer Umwelt hätten als Heterosexuelle. Das könnte aber in anderen Kulturen anders sein.
Ähnliche Mechanismen seien auch schon in anderen Bereichen als sexuelle Orientierung beobachtet worden, etwa wenn eine Gruppe die gleiche Kultur oder Religion teilt. So schauten älteren Untersuchungen zufolge etwa überzeugte Katholiken oder orthodoxe Juden eher auf das große Ganze, während Agnostiker und Atheisten eher auf Details achteten. (dk)