Hatte keine Berührungsängste gegenüber Schwulen und Lesben: Wulffs Vorgänger Horst Köhler,
Im dritten Wahlgang wurde der niedersächsische Ministerpräsident am Mittwoch zum neuen Bundespräsidenten gewählt. Was haben Schwule und Lesben von ihm zu erwarten?
Die Antwort fällt schwer, denn der aalglatte 50-Jährige lässt sich kaum greifen. Zu homopolitischen Themen ist Wulff in der Vergangenheit weder besonders negativ noch besonders positiv aufgefallen.
Wie sein Vorgänger Horst Köhler lehnte Christian Wulff (CDU) das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) strikt ab. "Wir wollen nicht die Gerichte beschäftigen, wir wollen Menschen beschäftigen", sagte er 2005 bei einer Rede im Bundesrat. Mehrfach warnte er davor, dass das AGG mittelständische Betriebe überfordern könnten.
Gleichstellung in Trippelschritten
Niedersachsen gehört zu den letzten Bundesländern, die mit der Anpassung des Landesrechts an das Lebenspartnerschaftgesetz begonnen haben. Erst in der zweiten Regierung Wulffs einigte sich die schwarz-gelbe Mehrheit im Landtag auf Druck der Liberalen auf einen entsprechenden Passus im Koalitionsvertrag. Der Ende 2009 nach über einem Jahr vorlegte Gesetzentwurf stieß jedoch beim LSVD auf heftige Kritik, weil er zu einen nicht rückwirkend gelten soll, zum anderen keine Gleichstellung beim Familienzuschlag der Stufe 1 für verpartnerte Beamte vorsieht.
Grußworte für Homos wie für Fundi-Christen: Christian Wulff, designierter Bundespräsident
Nichtsdestotrotz schreibt der regierende Sunnyboy regelmäßig Grußworte u.a. für das schwul-lesbische Braunschweiger Sommerloch-Festival. Im Jahr 2006 bekannte er sich etwa dazu, "Möglichkeiten der gesellschaftlichen Teilhabe zu stärken und das Recht auf Gleichbehandlung und Nichtdiskriminierung weiter durchzusetzen".
Auch in seiner Aids-Politik gibt sich Wulff tolerant: Im Landtag bekannte sich der Ministerpräsident zu einer aktiven Aids-Präventions-Politik, und im vergangenen Jahr eröffnete er seine dreitägige Sommerreise mit einem Besuch bei der Hildesheimer Aids-Hilfe.
Ministerpräsident mit Mission
Für Stirnrunzeln bei manchen Homoaktivisten sorgt Wulffs Mitgliedschaft im Kuratorium von "ProChrist". Diese Großevangelisationsveranstaltung, die seit 1993 im zwei- bzw. dreijährigen Turnus per synchroner Satellitenübertragung in Europa stattfindet, wll Menschen zum Glauben an Jesus Christus bekehren.
Erst im Mai war Christian Wulff wegen einer Rede im Bibelzentrum Bad Gandersheim in die Kritik geraten. Der Ministerpräsident sprach dort auf Einladung des fundamentalistischen "Arbeitskreises christlicher Publizisten" (ACP), der gegen die "Verwässerung der biblischen Botschaft" kämpft. Das ACP-Mitgliedermagazin bescheinigte Bundesjustizministerin Sabine Leutheuser-Schnarrenberger (FDP) unlängst eine atheistische Haltung, weil sie ein Grußwort für einen CSD geschrieben hatte. (cw)
Und was soll man zu Herrn Wullf sagen? Allein der Blick auf eine von sozialer Aussortierung/Ausgrenzung und Rassismus bestimmte Bildungspolitik (dazu gehören auch die völlige Ignoranz gegenüber sexueller Vielfalt in den Lehrplänen und der nicht vorhandene Diskriminierungsschutz im Erziehungs-/Bildungswesen) in Niedersachsen reicht doch, um einen Menschen und Politiker einzuschätzen!