LIB-Vorsitzende Lamya Kaddor
In Duisburg haben liberale Muslime einen neuen Verein gegründet, der eine dogmenfreie Auslegung des Koran fordert - und sich für die Homo-Ehe ausspricht.
Der Liberal-Islamische Bund (LIB e.V.) ist offen "für einander widersprechende Blickwinkel", erklärte die Vorsitzende Lamya Kaddor gegenüber der WAZ-Mediengruppe. "Wir wollen der schweigenden Mehrheit der Muslime eine Stimme geben, die keine fundamentalistischen Positionen vertreten, sondern das Motto: Leben und leben lassen", erklärte die 32-jährige Islamwissenschaftlerin aus dem westfälischen Münster.
Der Verein spricht sich daher auch für die Gleichbehandlung von außerehelichen und gleichgeschlechtlichen Partnerschaften aus. Das Credo sei "selbstbestimmte Lebensgestaltungen entlang der Vereinbarkeit mit dem Grundgesetz", so Kaddor. Daher müssten Muslime den Koran "frei von Angst, nach eigenem Gewissen und offen interpretieren dürfen".
Die 1978 in Ahlen als Tochter syrischer Einwanderer geborene Kaddor studierte unter anderem Arabistik und Islamwissenschaft an der Universität Münster und arbeitete dort als wissenschaftliche Mitarbeiterin am ersten islamischen Lehrstuhl in Deutschland. Mit Büchern wie "Mein Weg zu einem zeitgemäßen Islam" und "Muslimisch, weiblich, deutsch" warb sie für einen gemäßigten Islam in der Bundesrepublik. Sie setzt sich insbesondere für islamischen Religionsunterricht in deutscher Sprache ein.
Bislang hat sich unter den Islamverbänden nur der Zentralrat der Muslime positiv über Homo-Rechte geäußert. Generalsekretär Aiman A. Mazyek hatte im Mai einen Diskriminierungsschutz für Schwule und Lesben im Grundgesetz gefordert (queer.de berichtete). "Die Verfolgung und Diskriminierung von Homosexuellen findet keine islamische Rechtfertigung", hatte der Gründer des Forums islam.de erklärt. Die schwarz-gelbe Regierung lehnt einen derartigen Schutz jedoch ab. (dk)