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- 10. Juni 2010 4 Min.

Der TV-Auftritt von Overbeck im April erregt noch immer die Gemüter
Der Essener Bischof sagt in einer von Schwulen gestörten Diskussion, nicht Homosexualität, sondern homosexuelles Handeln sei Sünde - und will sich mit Protestlern treffen.
Von Norbert Blech
Im Essener Dom ist es am Mittwoch erneut zu einem Zusammentreffen zwischen dem katholischen Bischof Franz-Josef Overbeck und Schwulen und Lesben gekommen.
Bei dem öffentlichen "Domgespräch" des Bischofs mit der früheren Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer (Grüne) nahmen auch 30 bis 40 Schwule und Lesben teil. Der Bischof steht unter Dauer-Kritik, nachdem er im April in der Sendung von Anne Will Homosexualität als Sünde bezeichnet hatte.
Erst in der letzten Woche hatten Schwule und Lesben aus der Ruhrgebietsstadt zunächst bei einer Fronleichnamsprozession gegen den Bischof protestiert und dann einen Tag später zehn Thesen an den Dom genagelt (queer.de berichtete). Das Forum der Essener Lesben- und Schwulengruppen (FELS) hatte vergeblich um einen Termin mit dem Bischof gebeten, sie hatten darauf eine nicht von ihm geschriebene Absage bekommen.
Daher habe man beschlossen, erneut öffentlich zu stören, berichtet Dietrich Dettmann, 2. Sprecher von FELS. Es sei "toll, dass auch junge Schwule bei dem Protest gegen den Bischof mitgemacht haben", freut er sich. Einige Besucher des Café Vielfalt, einem Zentrum für LGBT-Jugendliche, waren wieder in T-Shirts mit dem Aufdruck "Gay mit Gott" erschienen.
"Das reicht uns nicht"

Schwule und Lesben am letzten Freitag vor dem Essener Dom (Bild: FELS/ Dietrich Dettmann)
Als das Gespräch nach einer langen Phase über das Leben Overbecks und über aktuelle Skandale bei seinen Äußerungen in der Sendung "Anne Will" angelangt war, sagte der Bischof: "Ich vertrete als Bischof die lange Tradition der Kirche und das Zeugnis der heiligen Schrift." Ziel der Sexualität sei Liebe und Partnerschaft, zwischen Mann und Frau. Zwar gebe es eine "Spannung zwischen dieser Tradition und dem, was Teile der Gesellschaft zu diesem Punkt vertreten".
Es sei jedoch Aufgabe der Kirche zu formulieren, wofür Gott die Menschen geschaffen habe, wie geglücktes Leben gelingen könne, so Overbeck weiter. Es gehe "bei der Wahl der Lebensform nicht um Freiheit von allen Normen, sondern darum, wie man als Christ innerhalb der von Gott gegebenen Normen ein erfülltes Leben führe". Zugleich räumte Overbeck ein, er hätte besser von homosexuellem Handeln als Sünde sprechen sollen und nicht von der Veranlagung an sich.
Wie Dettmann berichtet, habe dieses "Rumgeeiere" den Aktivisten im Publikum nicht gefallen. Ein Paar sei aufgestanden und habe gesagt: "Das reicht uns nicht." Die Aussagen Overbecks seien angesichts einer langjährigen, verantwortungsvollen Liebes-Partnerschaft "ein Schlag ins Gesicht". Auch andere Schwule und Lesben meldeten sich darauf zu Wort und kritisierten den Bischof, bis Andrea Fischer den lautstarken und aufgrund der Akustik chaotischen Protest beenden konnte.
Der Bischof versprach, sich mit Homosexuellen an einen Tisch zu setzen ("In vernünftigem Rahmen. Ich schreie sie schließlich auch nicht an"). Dettmann sieht das als Erfolg. Auch sei die Atmosphäre im Dom besonders gewesen: in der Debatte zum Thema Homosexualität habe es Applaus auch von Gläubigen für die schwulen Stimmen gegeben, und auch in der Diskussion etwa zum Zölbat habe das Kirchenvolk gezeigt, dass es sich nicht mehr alles bieten lasse.
Breite Empörung über Overbeck
Essen sei eine "moderne Großstadt" und sowohl "Bürger als auch Politiker" seien von den damaligen Äußerungen des Bischofs empört gewesen, berichtet Dettmann, der auch Chefredakteur der Szene-Zeitung "Fresh" und Organisator des CDSs in Essen ist. Eine Rolle spielte dabei sicher auch die aggressive Art, in der Overbeck von Homosexualität als Sünde gesprochen hatte, und die Platzierung des Themas in der Sendung, in der es eigentlich um die Missbrauchsfälle der Kirche ging.
Overbeck hatte damals den schwulen Regisseur Rosa von Praunheim regelrecht erbost angefahren: (Homosexualität) "ist 'ne Sünde. Wissen Sie ja ganz klar und eindeutig, dass es das ist. Das widerspricht der Natur." Diese sei angelegt "auf das Miteinander von Mann und Frau", so der Bischof weiter (queer.de berichtete).
Auch in einem gerade veröffentlichten Interview mit der "Tagespost" konkretisierte Overbeck nun diese Aussage: "Es wäre sicherlich eindeutiger gewesen, wenn ich in der Sendung von Anne Will gesagt hätte: Homosexualität ist nicht Sünde im Sinne der Anlage, sondern im Sinne einer ausgelebten Homosexualität". Das stünde auch so im Katechismus, "aber das kann man in einer Sendung dieser Art, so schnell jedenfalls, nicht sagen".

Was der Hassprediger sich für Parolen leistet ist absolut menschenverachtend. Im eigenen Interesse wäre es für Gemeindemitglieder ratsam, Overbeck zum Rücktritt zu bringen ! Nicht umsonst verbucht die Kirche besonders zur Zeit soviele Austritte .
MeinKirchenaustritt.at
Zu empfehlen ist eine interessante Page, welche über die Verbrechen der Kirche informiert :
Link zu www.theologe.de