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- 15. Juni 2010 2 Min.

Das Original-Comic (unten) und die zensierte Apple-Version (oben), die der Konzern erst ab 17 Jahren freigegeben hat.
Der Computerkonzern Apple zensiert Medien auf seiner elektronischen Buch-Imitation iPad - und findet Homo-Zärtlichkeiten offenbar schlimmer als Hetero-Sex.
Die Zensur eines recht harmlosen schwulen Comics durch die US-Firma Apple hat zu Protesten in der Community geführt. Der Konzern hatte die unzensierte Version eines Comics nicht zugelassen, das auf Oscar Wildes "The Importance of Being Earnest" ("Ernst sein ist alles") basiert. In dem 2001 erstellten Buch des belgischen Künstlers Tom Bouden wurden einige weibliche Figuren zu Männern umgewandelt.
Erst nach der dritten Einreichung durch den Verlag Prism Comics, bei der die Bilder durch etliche schwarze Balken verdeckz wird, akzeptierte Apple das Buch. Bei Hetero-Comics sind dagegen weit grafischere Bilder erlaubt, auch wenn der Konzern hier ebenfalls nach US-Standards die Schere ansetzen lässt.
Obgleich der belgische Comic vergleichsweise harmlose Bilder zeigt, bestand Apple auf schwarzen Balken selbst für einige Darstellungen gleichgeschlechtlicher Küsse. Zudem müssen Nutzer selbst für die zensierte Version bestätigen, dass sie älter als 17 Jahre sind.
Nach Protesten lenkt Apple ein

Angedeuteter Vagina-Sex und Frauen-Nippel sind für die Apple-Zensoren okay.
Nach Protesten erlaubte Apple nun aber dem Verlag, die Original-Version erneut einzureichen: "Wir haben eine Fehler gemacht", erklärte nun Apple-Sprecherin Trudy Miller.
Konkurrent Amazon.com hat das Buch ohne Zensur für den Download auf seinen Minicomputer Kindle freigegeben. Allerdings ist diese Plattform für Prism Comics weniger interessant, da Amazon 70 Prozent der Einnahmen als Gebühr behalte, Apple aber "nur" 30 Prozent. Zudem ist der iPad das qualitativ weit bessere Gerät.
In den letzten Monaten hat die restriktive Zensur Apples bereits zu Protesten geführt. So hat das Unternehmen das schwule Datingportal MobileRomeo aus seinem AppStore für das Handy iPhone entfernt (queer.de berichtete). Auch die Seiten iGaydar und "Gay New York: 101 Can't-Miss Places" wurden verboten. Die Rundfunkreferenten der deutschen Bundesländer prüfen inzwischen, ob Apple dazu verpflichtet werden kann, auf Zensur zu verzichten, weil sogar manche politischen Karikaturen den prüden Amerikanern zu heiß geworden sind. Apple soll ähnlich wie Kabelnetzanbieter dazu verpflichtet werden, keine Zensur auszuüben. (dk)
Links zum Thema:
» Gizmodo: The Latest Examples of Apple's Editorial Censorship










Aber was wollen wir machen? Boykottieren ist auch nicht. Oder wer will schon freiwillig zu Wachstäfelchen und Griffel oder - schlimmer noch - zu Windoof zurück?
Carolo