Eine unbekannte Frau hat in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag einen 29-Jährigen in Berlin-Kreuzberg wegen dessen Homosexualität beleidigt und getreten.
Erneut ereignete sich in Berlin ein schwulenfeindlicher Überfall: Das Opfer aus Friedrichshain überquerte nach Angaben der Polizei gegen 3:40 Uhr die Fußgängerüberquerung an der Yorkstraße Ecke Mehringdamm, als ihn eine entgegenkommende Frau schwulenfeindlich beleidigte und ihm das Essen aus der Hand schlug. Anschließend trat die Täterin dem Mann mehrfach gegen die Beine, so dass er zu Boden fiel. Sie griff sich das dabei aus der Hosentasche gefallene Handy des Opfers und flüchtete über die Yorckstraße in Richtung Bezirksamt Kreuzberg, wo sie in ein Taxi stieg.
Der Überfallene beklagte schmerzende Beine, musste aber nicht behandelt werden. Der polizeiliche Staatsschutz beim Landeskriminalamt hat Ermittlungen aufgenommen wegen Körperverletzung, Beleidigung und Raubes.
Bereits vor wenigen Tagen haben Unbekannte in Treptow ein schwules Paar offenbar aus Homophobie attackiert. Dabei wurde einem 32-Jährigen ein Messer in den Rücken gerammt (queer.de berichtete). Der Mann wurde mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert, befand sich aber nicht in Lebensgefahr. Nach dem Überfall haben am Mittwoch 150 Menschen vor dem Rathaus Treptow gegen Homophobie demonstriert.
Im letzten Jahr hat es bereits mehrere Protestaktionen der Community nach Übergriffen gegeben. So demonstrierten im Juni 2009 mehrere hundert Menschen gegen einen Eissalon in Kreuzberg, deren Besitzer Schwule aus Homophobie attackiert haben soll (queer.de berichtete). Die Stadt Berlin hat wegen der zunehmenden homophoben Gewalt ein Bündnis gegen Homophobie ins Leben gerufen, das homofeindliches Verhalten bekämpfen soll. Dafür stellte die rot-rote Regierung mehr als zwei Millionen Euro zur Verfügung. (dk)
Bis jetzt gibt es nirgendwo in Deutschland die Verpflichtung, die ganz alltägliche schwulenfeindliche Gewalt, wie sie sich ganz besonders deutlich in der Alltagskommunikation junger Menschen manifestiert, zu erfassen und aktiv zu bearbeiten. Und darüber Rechenschaft abzulegen!
Weder unser "Erziehungs-" und Bildungswesen noch neue Medien wie Facebook & Co., die voll sind von schwulenfeindlichen Kommentaren auf Profilseiten etc., interessieren sich für den Schutz von homosexuellen Kindern und Jugendlichen vor der allgegenwärtigen, gesundheitszerstörenden Gewalt!
Dass das deutsche Bildungssystem insgesamt Menschen wegen ihrer ethnischen und sozialen Herkunft aussortiert und ausgrenzt, passt dabei bestens in Bild.
Da brauchen wir uns wahrlich nicht zu wundern, dass die Homophobie in dieser Altersgruppe empirisch messbar deutlich zunimmt und vor allem junge Männer immer weniger Freiheit empfinden, Homosexualität zu entdecken und auszuleben.
So langsam ist es an der Zeit, dass wir endlich aufwachen, uns politisch mindestens so gut organisieren wie die Blockierer von gesellschaftlichem Fortschritt und uns von der Politik nicht mehr mit den üblichen hohlen Phrasen abspeisen lassen!
Schutz vor struktureller und psychischer Gewalt muss auch (!) für homosexuelle Menschen in der konkreten Lebenswirklichkeit in jedem einzelnen Moment einklagbar und für alle Beteiligten verpflichtend sein und darf nicht deren jeweiligem Wohlgefallen überlassen bleiben!
Ein Beispiel, was in sozialen Netzwerken, wo jeden Tag Millionen von Jugendlichen aktiv sind, in Dauerschleife abgeht (und noch nicht einmal mittels eines simplen technischen Filters abgestellt wird):
www.queer.de/detail.php?article_id=12309&kommstart=10#kommen
tare