Ausschreitungen beim CSD Belgrad 2001
Mehr als die Hälfte der Menschen in Serbien glaubt, Homosexualität sei eine Gefahr für die Gesellschaft - die Zahl der Homo-Hasser nahm demnach zu.
Das unabhängige Zentrum für freie Wahlen und Demokratie (CESID) befragte insgesamt 1.405 Serben repräsentativ nach ihren Ansichten zu Homosexualität. 67 Prozent halten die gleichgeschlechtliche Liebe für eine Krankheit und 56 Prozent für eine Gefahr für die Gesellschaft. Bei einer Umfrage vor zwei Jahren bezeichneten "nur" 50 Prozent die gleichgeschlechtliche Liebe als Gefahr. 53 Prozent verlangen vom Staat, dass Homosexualität bekämpft werden muss. Ohnehin ist gleichgeschlechtliche Liebe etwas "Unserbisches" für mehr als ein Drittel der Bevölkerung: 36 Prozent gehen davon aus, dass es sich bei dabei um eine "Erfindung des Westens" handelt. Jeder Fünfte würde sogar vor Gewalt nicht zurückschrecken: Genau 20 Prozent der Befragten gaben an, Gewalt gegen Homosexuelle zu unterstützen.
Polarisierung der Gesellschaft
Homo-Aktivist Lazar Pavlović beschreibt die Ergebnisse gegenüber der Nachrichtenagentur AP als "Polarisierung" der Gesellschaft. Es gebe weniger Menschen ohne Meinung zum Thema Homosexualität, daher würden Ablehnung - aber auch Zustimmung - zunehmen. Grund für das Auseinanderdriften sei die Diskussion um ein Antidiskriminierungsgesetz und den CSD im vergangenen Jahr gewesen. Im März 2009 hatte das serbische Parlament mit knapper Mehrheit ein Gesetz beschlossen, das auch Schwule vor Diskriminierung schützt (queer.de berichtete). Damit wollten eruopafreundliche Parlamentarier näher an die EU rücken. Nationalisten und die orthodoxen Kirche kritisierten dagegen, dass der Homo-Schutz Christen diskriminiere, die auf die "Sündhaftigkeit" von Homosexuellen hinwiesen. Im September gelang es homofeindlichen Aktivisten, den CSD in Belgrad durch Gewaltandrohungen zu verhindern (queer.de berichtete). Die orthodoxe Kirche hatte die Veranstaltung als "Marsch der Schande" bezeichnet.
In diesem Herbst ist eine weitere CSD-Parade geplant, die sogar vom liberalen Präsidenten Boris Tadić unterstützt wird. Er hatte vergangene Woche die CSD-Organisatoren getroffen und in einer Pressemitteilung seine Unterstützung zugesichert: "Wir kamen überein, dass der CSD in Belgrad ein historisches Ereignis ist, das zeigen wird, dass Serbien ein sicheres Land für alle Bürger ist, egal welche sexuelle Orientierung sie haben", schreibt das Präsidialamt. (dk)
Serbien und auch der Balkan hat eine schwule Tradition, mann muss sie nur nachlesen in Hirschfelds Buch...