Die "Dispatches"-Doku über Homosexualität in Afrika ist in der Mediathek von Channel 4 verfügbar
Auf Channel Four lief eine sehenswerte Doku über Homosexualität in Afrika. Doch wie lassen sich solche TV-Highlights von Deutschland aus aufrufen?
Von Norbert Blech
Warum ist ein afrikanischer Priester gegen Homosexualität? "1. Sie zerstört die Menschheit. 2. Sie verärgert Gott. 3. Sie ist eine Sünde gegen die Gemeinschaft. 4. Sie ist eine Sünde gegen den Körper." Da Schwule und Lesben offensiv für ihre Rechte eintreten, müsse dem mit der Todesstrafe für Homosexuelle entgegen getreten werden, sagt der Mann und weiß die Bevölkerung hinter sich.
Selten hat man so viel geballten Hass, so viel bedrückendee Homophobie gesehen wie in der Dokumentation "Africa's last taboo", die der staatliche Privatsender Channel 4 aus Großbritannien am Montag ausstrahlte. Wenn man sie denn sehen konnte: denn die Mediathek von Channel 4 ist aus Deutschland nicht erreichbar und ein deutscher TV-Sender wird die sehenswerte Doku wohl kaum aufgreifen (bei Youtube gibt es immerhin Ausschnitte).
Es ist nicht das einzige TV-Highlight, das einem hierzulande entgeht. Erst kürzlich hatte ITV eine Dokumentation über Schwule im Fußball gebracht, ein Coming-Out in der Soap "Emmerdale" des Privatsenders sorgt noch immer für Aufregung. Die BBC bietet derzeit neue Folgen der Graham Norton Show, Channel Four eine Wiederholung der LGBT-freundlichen Jugendserie "Skins". Wie also kommt man an die Sendungen?
Ohne Mediathek
Antony Cotton war die Tunte bei "Queer as folk" und ist nun die Bardame in der ITV-Soap "Coronation Street"
Natürlich denkt man zunächst an Tauschbörsen. Populäre englischsprachige Serien findet man überall im Netz, einige Torrent-Seiten wie UK Nova haben sich auf britisches Fernsehen spezialisiert. Doch dort findet man nicht alle Sendungen und gerade bei den besten Tracker-Seiten kann es lange dauern, bis man als neuer User aufgenommen wird; auch fliegt man schnell aus den Diensten, wenn man nicht genügend teilt oder selbst hochlädt. Das Bereitstellen von Sendungen für andere Nutzer, wie es zumeist beim gleichzeitigen Download passiert, ist zudem unter Umständen ein verfolgbarer Verstoß gegen das Gesetz.
Eine andere Möglichkeit: OnlineTVRecorder.com. Der deutschsprachige Dienst bietet derzeit 15 Sender aus Großbritannien. Nachteil: man muss wissen, wann eine Sendung läuft, und diese gezielt VORHER zur Aufnahme auswählen. Dananch kann man sie allerdings (nach Anklicken von einer ganzen Menge von Bannern oder dem Bezahlen von einigen Euros für mehrere Sendungen) auf den eigenen Rechner herunterladen, dekodieren und danach so oft ansehen, wie man möchte.
Wer im nördlichen Westen von Deutschland lebt, etwa in Köln oder Düsseldorf, kann britische Fernsehprogramme mit einer noch halbwegs kleinen Sat-Schüssel empfangen, muss diese aber auf die exklusiv britische Adresse Astra 28,2E ausrichten. Die wichtigsten Programme sind unverschlüsselt, über deutsche Händler wie skytvcard.com aus Berlin lässt sich gegen eine (horrende) Extra-Jahresgebühr zudem ein britisches Sky-Abo abschließen. Vorteil: die Sky+-Box mit Festplatte und zwei Receivern ist simpel und überaus komfortabel.
BBC iPlayer: Am Türsteher vorbei
Der iPlayer, die Mediathek der BBC, bietet stundenlanges Vergnügen
Vergleichsweise kompliziert ist die vielleicht beste Lösung: das Vortäuschen einer britischen IP-Adresse für die Mediatheken der Sender. BBC, ITV und Channel Four bieten fast alle Sendungen nachträglich zum Anschauen an (4 On Demand sogar ganze Staffeln älterer Serien, darunter "Shameless" und "Queer as Folk"), einige Sender werden auch live gestreamt. Doch wer die Seiten aus Deutschland aufruft, bekommt statt den erwünschten Bildern einen virtuellen Türsteher: Besucher aus dem Ausland bleiben draußen.
Doch man kann die Sperre umgehen, mithilfe des kostenlosen Firefox-Plugins FoxyProxy. Nachdem man es installiert hat, kann man festlegen, dass bestimmte Seiten wie etwa der BBC iPlayer über einen Proxy laufen sollen, der einem die erwünschte britische IP-Adresse bringt. Einen aktuell funktionierenden wie schnellen und kostenlosen Proxy muss man allerdings manuell über Listen suchen - gegen eine nicht geringe Extra-Gebühr gibt es als Alternative auch zuverlässige Proxy-Dienste mit fester IP-Adresse von der Insel. (Eine ausführlichere Anleitung zum Einrichten von Plugin und Proxys findet man u.a. hier oder hier.)
Die Proxy-Variante erfordert zunächst eine Menge Geduld, mit etwas Routine hat man aber eine schnelle Möglichkeit, um britisches Fernsehen in hervorragender Qualität am eigenen PC zu genießen. Nebenbei: nimmt man eine Liste mit Proxys aus Amerika hinzu, hat man auch ein System, um amerikanisches Fernsehen, etwa über hulu.com, verfolgen zu können.