Und das ist gut so: Ole von Beust auf dem Hamburger CSD 2009
Von der Klemmschwester zum CSD-Schirmherren: Hamburgs zurückgetretener Landesvater Ole von Beust hat sich insbesondere unter Schwarz-Grün gemausert.
Von Carsten Weidemann
Jetzt ist es amtlich: Hamburgs schwuler Bürgermeister Ole von Beust tritt zurück. Dies erklärte der 55-Jährige auf einer Sitzung des CDU-Landesvorstandes. Damit bewahrheiten sich die Spekulationen der vergangenen Wochen, nach denen der amtsmüde Landesvater noch vor Ende des Volksentscheides gegen die Schulreform seinen Rückzug bekannt geben wolle. Auf einer Pressekonferenz am späten Sonntagnachmittag sagte von Beust, die biblische Erkenntnis "Alles hat seine Zeit" gelte auch für Politiker, "selbstverständlich auch für mich". Bis zum 25. August will er allerdings noch im Amt bleiben.
Carl-Friedrich Arp Freiherr von Beust, genannt Ole, war seit dem 31. Oktober 2001 Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt. Seine Homosexualität wurde allerdings erst 2003 publik, nachdem der damalige Innensenator Ronald Schill seinem Chef ein Verhältnis mit dem damaligen Justizsenator Roger Kusch unterstellt hatte - und ihn offenbar damit erpressen wollte. Von Beust entließ Schill und setzte Neuwahlen an, aus denen er mit einer absoluten Mehrheit als Wahlsieger hervorging (queer.de berichtete). Zunächst wollte sich Ole von Beust nicht zu Berichten über seine sexuelle Orientierung äußern, gab sie aber zu, nachdem sein Vater in einem Interview darüber gesprochen hatte (queer.de berichtete).
Vom früheren Koalitionspartner erpresst, vom Daddy offiziell geoutet
Vor zwei Jahren verlor die Hamburger CDU bei den Wahlen zur Bürgerschaft die absolute Mehrheit und besiegelte kurze Zeit später die erste schwarz-grüne Koalition auf Landesebene (queer.de berichtete). Die Zusammenarbeit mit der Bürgerrechtspartei führte offensichtlich dazu, dass von Beust mehr und mehr aus dem Schrank kam: Während er in all den Jahren zuvor mit dem Hamburger CSD nichts anfangen konnte, hielt er 2008 zum ersten Mal eine offizielle CSD-Rede und übernahm 2009 sogar die Schirmherrschaft (queer.de berichtete).
Anfang des Jahres hat Hamburg zudem das am weitesten gehende Gesetz zur Gleichstellung von schwul-lesbischen Paaren in Deutschland beschlossen. (queer.de berichtete): Verpartnerte Beamte des Landes wurden rückwirkend zum 1. August 2001 mit den verheirateten Hetero-Kollegen gleichgestellt.
Auf einer Mitgliederversammlung der Lesben und Schwulen in der Union (LSU) im vergangenen Jahr meinte Ole von Beust, dass sich die Lage von Homosexuellen in Deutschland dramatisch verbessert habe (queer.de berichtete): "Wir sind sehr weit gekommen in Deutschland. (...) Rechtlich kommen wir Schritt für Schritt weiter." Allerdings gebe es auf der psychologischen Ebene noch viel zu tun, so von Beust. So hätten viele Menschen nach wie vor Vorurteile gegen Homosexualität, aber nicht gegen Schwule, die sie persönlich kennen.
LSU bedauert Rücktritt
Die erste Reaktion aus der gay community zum Rücktritt des CDU-Politikers kam von den Lesben und Schwulen in der Union: "Hamburg hat unter Ole von Beust in Sachen Gleichstellungspolitik für Lesben und Schwule bundesweit eine Vorreiterrolle übernommen", heißt es in einer Pressemitteilung des LSU-Bundesvorsitzenden Reinhard Thole. "Für diese mutige Politik danken wir ihm ausdrücklich und bedauern umso mehr seinen Rücktritt."
ich wünsche ihm alles gute, denn ich habe das gefühl, dass er immer noch " innere kämpfe " durchstehen muss, es braucht eben alles seine zeit.