Sex, Drogen und Gewalt: Jockel und Stefan leben in einer Wagenburg in Berlin-Kreuzberg
Zeitgleich zu "Postcard to Daddy" erscheint auch Michael Stocks sexy Debütfilm "Prinz in Hölleland" wieder auf DVD - ein schwules Punker-Drama um Drogen und Sex.
Von Carsten Weidemann
Berlin, Anfang der 1990er. Jockel und Stefan sind ein Paar, wie viele sind sie aus der Provinz gekommen, um hier ein freieres und geiles Leben zu führen. Sie wohnen auf dem Bauwagenplatz, haben Affären, gehen beide auch mal mit Mitbewohner Micha ins Bett, hängen zwischen den Junkies am Kottbusser Tor herum. Jockel hat gerade das Heroin entdeckt - und zwischen Highsein und Entzugserscheinungen verliert er allmählich Stefan, die Freiheit und das Glück aus den Augen.
Sein Freund, der Narr Firlefanz, erinnert an das Märchen vom Prinz in Hölleland, der den schönen, tapferen Müllersbuschen liebt, aber vom Pulver des bösen Zauberers Ätschibätschi auf den falschen Weg gebracht wird. Diese Geschichte geht gut aus und der König gibt am Ende seine Einwilligung zur Heirat. Das wahre Leben von Jockel und Stefan hält dagegen kein Happy-End parat.
Ein dreckiges, direktes, aber auch sehr poetisches Szene-Drama
Der Debütfilm von Michael Stock ("Postcard to Daddy") ist ein dreckiges, direktes, aber auch sehr poetisches Szene-Drama - entstanden nach dem Fall der Mauer als alternatives Filmprojekt einiger Bewohner einer Wagenburg, die auch als Darsteller fungierten. Fassbinder-Star Harry Baer und Sängerin Andreja Schneider haben Gastauftritte. Die ungeschönte Sprache und unverblümte Erotik war damals neu im deutschen Film. Dass mit Berliner Filmförderung solche "Ergüsse auf Zelluloid gebannt werden" konnte, erzürnte eine Kritikerin des katholischen Filmdiensts. Bravo titelte: "Homosexuelle Liebe zerbricht am Rauschgift". Doch zwischen den USA und Japan war man überall von dem kleinen sexy Indie-Film aus Germany begeistert.
"Prinz in Hölleland" ist gleichzeitig ein szenegeschichtliches Dokument, denn der Film zeigt Kreuzberg, wie es einmal war. Und lädt ein in vergangene Orte wie das Café Anal oder die legendäre O-Bar...
Prinz in Hölleland, Spielfilm, Deutschland 1993, Regie: Michael Stock, Schauspieler: Michael Stock, Stefan Laarmann, Harry Baer, FSK: 16, Sprache: Deutsch, Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte, Englisch, Länge: 90 min, Salzgeber Medien