Die Existenz von gleichgeschlechtlichen Paaren soll in niederländischen Schulbüchern nicht länger verschwiegen werden.
Der größte holländische Schulbuchverlag hat angekündigt, schwule und lesbische Paare künftig in allen Fächern zu berücksichtigen, etwa auch in Mathematik oder Fremdsprachen.
Frans Grijzenhout, der Direktor des Verlages Noordhof Uitgeverij, erklärte in einem Radio-Interview, es sei "sehr wichtig", alle Aspekte der niederländischen Gesellschaft in den Büchern zu berücksichtigen. So seien dort bereits muslimische Mädchen mit Kopftüchern oder andere Minderheiten zu sehen. "Auf ähnliche Weise machen wir für Kinder auch Homosexualität erkennbar", verspricht Grijzenhout. In einem Mathematik-Lehrbuch könnte etwa die Frage auftauchen: "Zwei Väter kaufen ein Sofa für 1.399 Euro mit 25 Prozent Rabatt. Wie viel müssen sie bezahlen?".
Bislang sei das Thema Homosexualität nur in Biologie oder Geschichte aufgetaucht, so Grijzenhout. Ansonsten seien Familien stets als Vater, Mutter, Kind dargestellt worden. Das sei aber diskriminierend. Der Verlag folgt damit einem Aufruf mehrerer Politiker, unter ihnen auch Eberhard van der Laan, der sozialdemokratische Bürgermeister von Amsterdam.
Nachlassende Toleranz gegenüber Homosexuellen
Die Homo-Gruppe COC zeigt sich "sehr erfreut" über den Schritt des Verlags. "In Schulbüchern herrscht Heteronormativität vor, also die Aussage, dass Ehefrau und Ehemann die gesellschaftliche Norm ist". Mit dem Schritt könne etwas gegen die "nachlassende Toleranz gegenüber Homosexuellen" getan werden, die man mit Sorge beachte. Paare berichteten immer häufiger von Angriffen, oft durch Kinder von Einwanderern. Mit guter Erziehung könnte dieser Trend umgekehrt werden.
Protest gegen die Schulbuchpläne kam zunächst aber von christlicher Seite: Der Schule dürfe keine "Homo-Emanzipation aufgezwungen werden", kritisierte das "Reformatorisch Dagblad", die wichtigste Zeitung orthodox-protestantischer Christen. Und die Vereinigung für christlich-reformierte Bildung (VGS) kündigte an, dass es in ihren Einrichtungen keine "Homo-Schulbücher" geben werde.
Homosexualität in Schulbüchern ist in vielen Ländern ein sehr umstrittenes Thema, auch in Deutschland. So ließ in NRW 2005 die neu gewählte CDU/FDP-Landesregierung eine Unterrichtshilfe zum Thema Homosexualität zurückziehen, weil man keine "Werbung" für Schwule machen wolle, erklärten Konservative und Liberale damals (queer.de berichtete). In den USA gibt es bereits seit Jahren Auseinandersetzungen um Unterrichtshilfen für Kinder. So versuchen homofeindliche Aktivisten etwa, das bebilderte Buch "And Tango Makes Three" aus Schulbibliotheken und öffentlichen Büchereien zu verbannen (queer.de berichtete). Der "unmoralische" Inhalt: Zwei männliche Pinguine ziehen ein Pinguin-Baby groß. (dk)
Insbesonder die Konfrontation von Mirgratenkindern mit dem Thema halte ich für enorm wichtig da in dem Alter noch Vorurteilen entgegengewirkt werden kann.