Bildungsminister Tonis Lukas (Bild: Wiki Commons / Metsavend / CC-BY-SA-2.5)
Der estnische Bildungsminister Tõnis Lukas will keine Unterrichtsmaterialien über Homosexualität an Schulen, da dies zur "Ausrottung" des Landes führen könne.
Lukas erklärte in einer Pressekonferenz in Tallinn, dass sein Land dem Beispiel der Niederlande nicht folgen werde. Er werde keine "Propaganda für Homosexuellen-Ehen" zulassen, sagte er nach Angaben der Nachrichtenagentur APA. Die Gesellschaft in Estland brauche keine "Ausrottungsstrategie", so der Politiker der christdemokratischen Partei IRL.
Der 48-Jährige geht damit auf die Ankündigung des größten niederländischen Schulbuchverlags ein, auch Homo-Paare in Lehrmaterialien darzustellen (queer.de berichtete). Das hatte unter anderem der Bürgermeister von Amsterdam gefordert, da Schwule und Lesben genauso zur niederländischen Gesellschaft gehörten wie Heterosexuelle und daher auch in Schulbüchern berücksichtigt werden müssten.
Mehrere Menschenrechtsorganisationen und Oppositionspolitiker haben Lukas inzwischen aufgefordert, seine Aussagen zurückzunehmen. So regte die sozialdemokratische Jugend einen Misstrauensantrag gegen den Bildungsminister an.
In Estland sind homosexuelle Handlungen seit 1992 legal, allerdings haben Schwule und Lesben wie in ganz Osteuropa nach wie vor einen schweren Stand. So werden etwa gleichgeschlechtliche Beziehungen nicht anerkannt, ein offen schwules oder lesbisches Leben ist nur in der Hauptstadt Tallinn möglich. Dennoch gilt Estland im Vergleich zu den anderen baltischen Staaten als liberalstes Land, auch weil es besonders stark vom weltoffenen Nachbar Finnland beeinflusst wird. Seit 2004 gibt es im Land ein Gleichbehandlungsgesetz, das Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung in den Bereichen Beschäftigung, Bildung, Eigentum, Gesundheitswesen sowie Zugang zu Waren und Dienstleistungen verbietet.(dk)