Regenbogenfahne und Kreuz sind für viele Christen noch immer unvereinbar.
Rund 200 Gemeinden haben sich bislang von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika (ELCA) losgesagt, weil diese Schwule und Lesben nicht mehr vom Beruf des Pfarrers ausschließt.
Die konservativen Christen haben die Nordamerikanische Lutherische Kirche (NALC) gegründet. Vertreter der neuen evangelischen Glaubensgemeinschaft erklärten, sie wollten die Regeln der ELCA übernehmen, wie sie vor Oktober 2009 galten. Damals entschied die Kirche bei einer Hauptversammlung, dass Schwule und Lesben auch dann Pfarrer sein dürfen, wenn sie in einer monogamen Beziehung leben (queer.de berichtete). Zuvor mussten sie zölibatär leben. Anders als ultrakonservative Lutheraner - wie etwa die Lutherische Missouri-Synode - will die NALC Frauen als Pfarrerinnen zulassen.
Mehr als 100 weitere Gemeinden bereiten Medienberichten zufolge den Übertritt von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika zur Nordamerikanischen Lutherischen Kirche vor. Insgesamt sind in der ELCA noch 10.000 Gemeinden mit 4,5 Millionen Mitgliedern organisiert. Sie ist damit nach wie vor die größte lutherische Kirche der Vereinigten Staaten.
Die NALC will auch konservative Lutheraner in Kanada zum Übertritt bewegen. Sie nennt als eine ihrer vier "Hauptmerkmale" die Missionierung. "Jünger zu rekrutieren" sei demnach eine "Priorität der Kirche in der heutigen Zeit". Die NALC will sich auch um Mitgliedschaft im lutherischen Weltbund bemühen, zu dem auch evangelische Kirchen in Deutschland gehören.
Zeitgeist oder Bibel?
Neuer Anführer der homofeindlichen Lutheraner in Nordamerika: Paull Spring
Zum Anführer der neuen homofeindlichen Kirche wurde vor einer Woche der Pfarrer Paull Spring aus Pennsylvania gewählt. Der 72-Jährige hat die in den 1990er Jahren startende Liberalisierung der Kirche gegenüber Schwulen und Lesben stets als "unbiblisch" empfunden: "Was ist denn ausschlaggebend für unseren Glauben? Ist es der Zeitgeist oder die Bibel", fragte Spring in der Zeitung "Centre Daily Times". Er sieht sich allerdings nicht als Homo-Hasser: "Es gibt Leute, deren Lebensstil ich nicht gutheiße. Ich glaube nicht daran, dass wir diese Leute segnen oder zum Pfarrer machen sollten."
In einem anderen Interview machte er die Homofreundlichkeit seiner alten Kirche dafür verantwortlich, dass diese in den letzten 20 Jahren eine halbe Million Mitglieder verloren hat. "Die Menschen wollen das Evangelium pur", ist seine Antwort auf den Mitgliederschwund. (dk)