Das Cover, das für Aufregung sorgte: Mark Dean Brown (l.) küsst Björn Czepan
Vor einem Monat sorgte ein schwules Paar in Südafrika mit einem Kuss auf einer Titelseite für Aufsehen. Nach einem Verkehrsunfall stirbt einer der beiden Männer - er stammt aus dem Ruhrgebiet. Sein Partner wird lebensgefährlich verletzt.
Von Norbert Blech
Es war einer der Momente, die die Gesellschaft voran bringen: Mitte August druckte die Studenten-Zeitung "Die Matie" ein Foto zweier Männer ab, die sich küssten. Das Bild der Fotografin Vanessa Smeets entstand beim "Soen in die Laan"-Festival der Universität von Stellenbosch, einer eher konservativen Stadt 50 Kilometer von Kapstadt.
Schwul-lesbische Aktivisten hatten sich entschieden, erstmals an dem "Kuss auf der Straße" teilzunehmen. Darunter auch der 30-jährige Björn Czepan aus Deutschland und sein Freund Mark Dean Brown, beide Studenten in Kapstadt. Ihr Foto sorgte für Aufsehen: einige Studenten zerrissen einen Teil der 8.000 Ausgaben der Zeitung. Andere Medien, darunter die "Cape Times", berichteten in der Folge über das Paar, Czepan gab Interview nach Interview und sprach über die unterschiedliche Situation im liberalen Kapstadt und dem konservativen Stellenbosch. "Der überwiegende Teil der Reaktionen war aber positiv", sagte er später dem deutschen Portal "Der Westen". "Einige schrieben sogar, dass sie sich durch mich ermuntert fühlen, sich zu ihrer eigenen Homosexualität öffentlich zu bekennen." Auch aus dem Ausland erhielt er lobende und erfreute Worte.
Entsprechend groß ist nun die internationale Anteilnahme, nachdem die "Cape Times" und der britische "Guardian" an diesem Donnerstag berichten, dass das Paar am letzten Donnerstag in einen schweren Verkehrsunfall in Woodstock, einem Vorort von Kapstadt, verwickelt wurde. Czepan starb dem Bericht zufolge sofort, sein Partner wurde lebensgefährlich verletzt und wird derzeit am Netcare Christiaan Barnard Memorial Hospital künstlich beatmet. Ein dritter Student wurde ebenfalls schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert, der Zustand der beiden Männer ist nach Angaben der Ärzte stabil.
"Unendlich traurig"
Björn Czepan stammt aus Herne. Zwei Tage nach dem Unfall hätte der Jurastudent, der in Kapstadt seinen Master-Abschluss machte, nach Deutschland zurückkehren sollen, was auch eine Trennung von seinem Freund bedeutet hätte. Im Winter wollte Czepan ein Referendariat in Berlin anfangen, sagte er noch in der letzten Woche zu seinen Zukunftsplänen dem Zeitungsportal "Der Westen". Der bei den Jusos aktive 30-Jährige, der sein erstes Staatsexamen am Düsseldorfer Oberlandesgericht abgelegt hatte, wollte Richter werden. "Oder ich gehe für eine Nicht-Regierungsorganisation wieder zurück nach Südafrika", sagte er der Zeitung.
"Er fehlt jetzt schon in unserer Mitte und er wird auch in Zukunft fehlen: Ein engagierter, mutiger, heiterer und beherzter Mensch ist von uns gegangen", heißt es auf der Webseite der Jusos in Herne. "Sein Tod mahnt uns, unser Leben bewusster und freier zu leben. Wir haben nur dieses eine Leben. Wir sind unendlich traurig."
Der südafrikanische Aktivist Marlow Valentine sagte dem britischen "Guardian": "Es ist ein trauriger Tag, wenn jemand so jung stirbt und das Leben noch vor sich hatte. Es ist ironisch, dass sie dieses Statement kurz vor dem Unfall gemacht haben. Da fragt man sich, ob das göttliche Vorsehung ist. (...) Ich hoffe, dass die Leute die beiden als Paar in Erinnerung halten, die den Mut hatten, aufzustehen und den Status Quo herauszufordern." (nb)
Solche Menschen fehlen auf dieser Welt...
R I P