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- 10. September 2010 4 Min.

Im Thriller "Crusing" geht es um einen Serienkiller, der seine schwulen Opfer daheim ersticht (Bild: 20th Century Fox)
Nach den Mordfällen wächst die Angst: Kann man überhaupt noch sicher über das Internet daten? Queer.de gibt Tipps.
Von Carsten Weidemann
Mehrere Morde in diesem Sommer. Die Tatorte: Cruisinggebiete in der Nähe von Rastplätzen. Die Opfer: schwule Männer, die - so vermutet die Polizei - sich vorab mit dem Täter über das Internet verabredet haben (queer.de berichtete). Da vergeht einem gründlich die Lust auf Outdoor-Cruising und das Verabreden über Gayromeo und Co.
Das man bei der Suche nach Lust in Lebensgefahr gerät, ist eine seltene Extremsituation. Aber natürlich hat man immer ein bestimmtes Risiko, das man Opfer krimineller Energien wird. Gewaltbereite Jugendliche klatschen Schwule in den Parks der Großstadt. Diebe machen sich am Auto zu schaffen, während man sich selbst gerade an einem Mann zu schaffen macht. Im harmlosesten Fall lotst einen ein Faker an einen falschen Ort.
Es gibt keine absolute Sicherheit, aber bis zu einem gewissen Grad kann man vorbeugen und das eigene Risiko reduzieren. Gerade bei Onlineverabredungen greifen nämlich die sonstigen Mechanismen nicht, derer man sich beim Gespräch in der Kneipe bedient: Menschenkenntnis und Bauchgefühl. Das Berliner Antigewaltprojekt "maneo" nennt deshalb ein paar wichtige Punkte:
- Bedenke, welche und wie viele Informationen du über dich bereits online Unbekannten geben willst, mit denen du identifizierbar bist und eventuell unter Druck gesetzt werden kannst.
- Gib im Chat-Raum niemals deine Adresse weiter.
- Fairplay gehört auch ins Internet, bei Pic-Tausch oder beim Austausch von personenbezogenen Angaben. Bedenke jedoch, dass du diese Angaben online nicht auf ihre Richtigkeit überprüfen kannst.
Schutzmaßnahmen vor dem ersten Date

Al Pacino spielt einen Hetero-Cop, der als Lockvogel dient. (Bild: 20th Century Fox)
Unser Tipp: Überprüfe zunächst das Profil des potentiellen Sexpartners auf Plausibilität bei den Angaben. Schaue dir auch die Fotos genau an. Bestehen Zweifel, sprich den anderen auf die von dir beobachteten Widersprüche an. Will jemand partout kein Bild oder andere überprüfbare Informationen herausrücken und dich zu einem verlassenen Ort locken, sollten alle Alarmglocken schrillen. Schon klar, Geilheit macht mitunter etwas taub dafür. Aber stelle dir einfach vor, du hättest bereits einmal abgespritzt: Würdest du dich dann auch noch auf so ein Abenteuer einlassen?
Der Austausch der Handynummer und ein Telefonat vor dem ersten Treffen verschafft bereits relative Gewissheit, keinem Faker aufzusitzen. Wenn möglich, ist es besser, sich zunächst an einem neutralen aber belebten Ort zu treffen, wie ein schwules Café, bevor man sich entscheidet, miteinander nach Hause zu gehen. So kann man sich zum Beispiel auch schneller aus der Affäre ziehen, wenn dein Gegenüber doch nicht dem entspricht, was er dir in seinem Profil präsentiert hat. Die schwule Sauna ist eine Alternative, wenn man den Unbekannten nicht beim ersten Mal ins heimische Bett schleppen will.
Trifft man sich in der Disco oder Bar, ist es einfacher, Freunde und Bekannte zur eigenen Sicherheit miteinzubeziehen. Man kann ihnen sein Date vorstellen und sie informieren, dass man jetzt gemeinsam heimgeht. Verabredet man sich im Internet, macht es auch hier Sinn, Freunde zu informieren. Die Daten, die man von seinem Date bekommen hat, auf einen Zettel oder per E-Mail hinterlegen. Gegebenenfalls einen Kontrollanruf vereinbaren. Hat tatsächlich jemand böse Absichten, hat die für ihn offensichtliche Aufhebung seiner Anonymität abschreckende Wirkung.
Wertgegenstände besser zu Hause lassen
Beim Cruisen im Park oder im Wald keine Wertgegenstände mit sich führen. Das, was wertvoll ist, in den Kofferraum packen, sonst verführt es eher zum Diebstahl und Diebe kommen schneller an die Beute. Eine Autoscheibe ist schnell eingeschlagen. Das Handy mitzuführen, ist sinnvoll. Es erspart die Taschenlampe auf dunklen Wegen und verhindert so üble Stürze. Zum anderen lässt sich im Notfall damit auch Hilfe holen. Abzuwägen wäre allerdings, ob es unbedingt das neueste iPhone sein muss, das man mitführt. Sind erst einmal die Hosen heruntergelassen, hast du in der Regel keine Kontrolle mehr über deine Gadgets.
Sollte tatsächlich einmal etwas passiert sein, sei es zuhause oder outdoor, empfiehlt "maneo", Übergriffe und Gewalttaten der Polizei zu melden. "Wenn du aus irgendeinem Grund nicht zur Polizei gehen möchtest, melde den Vorfall und Hinweis immer dem nächsten Überfalltelefon", rät die Berliner Einrichtung weiter.

Links zum Thema:
» Maneo hilft in Berlin weiter
» In Köln ist es das Antigewaltprojekt bei Rubicon
» Mehr Infos zum Film "Cruising" bei Amazon
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nur, wenn ich mich schon im internet verabrede und es unbedingt outdoor treiben muss, sollte eine weniger riskante umgebung genügen.
wie ihr aber mit den bildern von al pcino aus "crusing" zeigt, ist dieses problem absolut nicht neu, die handlung spielt in den 70zigern und der film ist von 1980. sollte man gesehen haben !