In Nachrichtensendungen dürfen evangelikale Aktivisten die Schwulenschwemme beklagen. (Bild: CNN-HLN)
Konservative christliche Aktivisten kritisieren, dass die US-Networks zu viele Schwule im Hauptabendprogramm zeigen - und damit angeblich die Gesellschaft kaputt machen.
Von Dennis Klein
Letzte Woche stellte CNN.com in seiner Online-Umfrage die Leser vor eine seltsame Wahl: "Ist die Zunahme von schwulen und lesbischen Figuren im Fernsehen 'schlecht für die Gesellschaft'". Wenige Stunden später entfernte der Nachrichtensender die Frage wieder, nachdem eine Reihe von Protestmails die Redaktion erreicht hatte. "Würden Sie auch fragen, ob zu viele Schwarze oder zu viele Juden im Fernsehen die Gesellschaft kaputt machen", schrieb etwa ein Aktivist aus Wisconsin an den Kanal.
Die Kritik an der Darstellung von Schwulen und Lesben kommt fast ausschließlich von evangelikalen ("wiedergeborenen") Christen, die 26 Prozent der amerikanischen Bevölkerung ausmachen. Gemäßigte Protestanten und Katholiken haben dagegen mit großer Mehrheit keine Probleme mit Schwulen und Lesben, wie Umfragen immer wieder zeigen. Evangelikale Organisationen - und manch radikale Kirchengemeinde - geben jedoch jedes Mal medienwirksam Kommentare ab, wenn es um Homo-Rechte geht.
Angst vor "Gott", dem homophoben Richter
Verfälschtes Ergebnis: Mehrere evangelikale Webseiten hatten ihre Anhänger aufgerufen, in der Umfrage gegen Homosexualität zu stimmen. (Bild: CNN.com)
So erklärt die American Family Association, die sich dem Kampf gegen Pornografie, Abtreibung und Homosexualität verschrieben hat, was so schlimm sei an schwulen Charakteren im Fernsehen: "Wir stellen uns gegen die homosexuelle Bewegung, die unsere Gesellschaft überzeugen will, dass ihr Verhalten normal ist. Wir stellen uns dagegen, weil Gott unsere Nation richten wird." Bei solchen Argumenten ist es schwer, sachlich zu argumentieren.
"Das Fernsehen geht seit der bahnbrechenden Sitcom 'Will and Grace' nicht mehr so locker mit schwulen Figuren um", konstatiert dagegen CNN. Für besonderen Unmut unter homofeindlichen Aktivisten sorgte zuletzt die Emmy-Verleihung, in der Shows mit schwulen Inhalten abräumten (queer.de berichtete).
Homosexuelle im TV sind "Propaganda"
Ein schwules Paar adoptiert ein Baby aus Vietnam in der neuen Sitcom "Modern Family". (Bild: ABC)
Der Ton wird rauer, da viele Homofeinde fürchten, sie könnten ihren Kampf in den USA verlieren. So zeigte eine im Juli veröffentlichte Untersuchung der Homo-Gruppe GLAAD, dass sich die schwul-lesbische Repräsentation im Hauptabendprogramm in den fünf großen Networks stark verbessert hat. Als die Chefin des letztplatzierten Senders CBS kürzlich ankündigte, man wolle seinen Anteil an Schwulen und Lesben erhöhen, brachte das die evangelikalen Homohasser auf die Barrikaden: "Leute, so was nennt man umgangssprachlich Propaganda", erklärte etwa Autor Chuck Colson im konservativen Christenportal Crosswalk.com. "Das ist ein bewusster Versuch, uns eine bestimmte Ansicht in den Rachen zu werfen. Es ist ein Skandal, dass die Networks das mitmachen."
Seit Jahren fordert deshalb das "Parents Television Council" (PTC) eine kinderfreundliche "Family Hour" zwischen 20 und 21 Uhr. Dabei meinen die Aktivisten keine Sendungen ohne Mord und Totschlag, sondern ein Programm, das "frei ist von Schimpfwörtern und Themen wie Prostitution und Homosexualität". Diese Themen scheint indes nicht die Kinder zu schützen, sondern die Anführer der Bewegung: So wurde einer der Gründer des PTC, der Pfarrer George Rekers, erst vor wenigen Monaten als Mann enttarnt, der einen Callboy mit auf seine Europareise genommen hat und ihn auch hart arbeiten ließ (queer.de berichtete). Es ist nicht überliefert, ob Sendungen wie "Will and Grace" den einst keuschen Rekers vom rechten Weg abgebracht haben.
und damit nur belegen, dass sie um ihren persönlichen einfluss und damit verbundenem einkommen fürchten !