Auch der größte CSD in Deutschland muss einen Besucherschwund erleben. An diesem Wochenende kamen zum Cologne Pride nur rund 500.000 Menschen in die Domstadt – das wechselhafte Wetter und sicher auch das EM-Finale sorgten für einige überraschend leere Flächen auf den ansonsten immer überfüllten Kölner Plätzen.
Vor allem auf das Kommen der politischen Gäste konnten sich die Veranstalter verlassen. Von den Grünen waren unter anderem Volker Beck, Claudia Roth, Kerstin Müller und die NRW-Ministerin Bärbel Höhn zu sehen. Für die FDP war der Bundestagsabgeordnete Michael Kauch auf dem Wagen unterwegs, auch Guido Westerwelle ließ sich blicken. Zum Straßenfest am Samstag reiste der SPD-Parteichef Franz Müntefering an, der unter anderem über seine lesbische Tochter sprach. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) war das ganze Wochenende über in der Domstadt, Rita Süssmuth (CDU) wurde beim CSD-Empfang vom Schwulen Netzwerk und der Aids-Hilfe NRW geehrt und bedankte sich mit ihrer Unterstützung eines Adoptionsrechts für Homo-Paare.
Das Schwule Netzwerk war es auch, das in der Parade mit einem großen Karnevalswagen mit einem schreienden Baby auf das mangelnde Adoptionsrecht hinwies. Der Rest der Parade war selten politisch. Eine deutliche Ausnahme setzten einige Teilnehmer des "Gegen"-CSDs Offpride, die vor dem Wagen der FDP mit einem Riesentransparent auf den Rassismus der örtlichen Liberalen hinwies. An anderer Stelle forderte ein Schild "mehr Werbung auf dem CSD".
An Kommerz ließ es der CSD wahrlich nicht mangeln. Dem WDR war mit seinem Wagen mit einem singenden Patrick Lindner noch eine zielgruppengerechte Umsetzung gelungen, andere Wagen wie von RTL zu Jugendgericht und Dschungelshow zeigten jedoch keinen Zusammenhang zum schwul-lesbischen Leben. Das Straßenfest selbst fiel vor allem durch die Verbannung aller nicht-kommerziellen Stände in eine weit entfernte Seitenstraße auf – nicht jeder CSD-Besucher wird dahin gefunden haben. So fanden auch die Diskussionsrunden auf der politischen Bühne kaum Publikum.
Politischer ging es da im bayrischen Altötting statt, wo am Samstag der erste CSD in dem Wallfahrtsort seit Monaten für Aufregung sorgte. Rund 350 Schwule und Lesben kamen zu einem Straßenfest zusammen, darunter auch die Grünenpolitikerin Claudia Roth. Auch der Bürgermeister Herbert Hofauer zeigte sich, trug sich beim Stand von amnesty international gar in eine Unterschriftenliste ein, die mexikanischen und jamaikanischen Schwulen helfen soll, berichtet die "taz". (nb)
Fotos: Norbert Blech, Wolfgang Tröscher/gaymunich.de
Ich war doch da, die Straßen waren doch durchgehend voll mit Passanten bzw. Zuschauern, ann manchen Orten sogar verstopft.
Die Elektronischen Medien sprachen von nahezu 1 Millionen Menschen an den Straßen.
Die Stimmung war prima, die politischen Kundgebungen bekamen Aufmerksamkeit, hier mehr, da etwas weniger, und das Wetter war doch auch so gut wie trocken. Regen habe ich nicht wirklich bemerkt.