Eine respektvolle Begrüßung vor der erotischen Massage (Bild: queerfilms)
Ist die Erotik eingeschlafen? Gay Tantra kann dich wachmachen, sagt der Tantra-Guru Armin C. Heining und zeigt auf drei DVDs, wie es geht.
Von Carsten Weidemann
Warum gehen eigentlich immer so viele Verabredungen über die schwulen Chat- und Datingplattformen schief? Das Date steht eigentlich, doch plötzlich überfällt einen große Müdigkeit. Kurz darauf sagt man selbst oder der andere wieder ab. Die Oma ist gerade gestorben, oder ähnlich dämliche Ausreden als Entschuldigung vorgeschoben.
Yin und Yang sind schuld, laut eine verblüffende Antwort. Mit Yin (Hingabe, Aufnahmefähigkeit) und Yang (Feuer, Energie, Zielgerichtetheit), den beiden Symbole für die Gegensätzlichkeit des Lebens, lässt sich für den schwulen Gay Tantra-Lehrer Armin C. Heining so ziemlich alles erklären. Auch die Art, wie schwule Männer miteinander umgehen. Der Berliner hat jetzt eine Reihe mit drei DVDs produziert, mit denen man lernen kann, seinen Partner nach den Regeln aller Gay-Tantra Verwöhnkunst zu massieren, um ihm wieder näher zu kommen.
"Willkommen bei Gay Tantra, ihre Bestellung bitte: Tantrische Wellness-, Anal-, oder Genitalmassage"? Wenn Armin C. Heining wählen müsste, welche der drei von ihm kreierten Streicheleinheiten er selbst am liebsten empfangen würde, er würde das Maxi XXL-Paket bestellen: "Ich liebe alle drei!", sagt der Mann, der von seinem Produkt überzeugt ist.
Schwule Männer sehnen sich nach erotischer herzlicher Liebe
Viel Öl, viele Kerzen, viel Sinnlichkeit (Bild: queerfilms)
Der ehemalige Benediktinermönch hatte, wie er selbst erzählt, bereits als Jugendlicher klar vor Augen: "Entweder werde ich ein Heiliger oder ich lande in der Gosse." Beides ist glücklicherweise nicht eingetreten, doch seine Zeit als ein Mönch, der die Zenmedition dem ora et labora vorzog, war kein Zuckerschlecken. Hinzu kam das Leben im Schrank unter lauter Männern. Er trennte sich von der katholischen Kirche, fand aber in der schwulen Community keinen rechten Ersatz für die Wohlfühlgemeinschaft, die er brauchte: "Zu unfreundlich, zu oberflächlich." So verbrachte er erst Zeit bei heterosexuellen Tantrakursen, wo er sich sehr aufgehoben fühlte, bis er 1992 dann seine gesammelten Erfahrungen selbst in ersten eigenen Kursen anderen schwulen Männern anbot.
Was bei diesen Kursen geschieht, das kann man jetzt daheim per DVD nachvollziehen. Mit vielen Kerzen und noch mehr Massageöl massiert dort jeweils ein älterer Mann einen jüngeren. Mal anal, mal genital, mal von oben bis unten. Aus dem Off gibt der Gay-Tantra-Experte der ersten Stunde mit sonorer Stimme Tipps und Tricks, oder erklärt, was dort gerade abläuft. Die Massagen, so erklärt er, seien "entschärfte Versionen" der erotischen und ekstatischen Massage, die er selbst bereits erlebt habe.
Das klingt vielversprechend, sind doch die rund einstündigen Sessions, denen man zusieht, durchaus appetitanregend. Beim Zuschauen merkt man schnell, dass bei dieser Art von Körperlichkeit, die alle Sinne und den ganzen Körper einschließt, sehr viel Nähe und Intimität entsteht. Und das kann verdammt geil sein. "So viele schwule Männer sehnen sich nach erotischer und herzlicher Liebe", meint Heining, der zwar überzeugter Single ist, aber sich schon oft in seinen Gruppenkursen sehr aufgehoben gefühlt hat.
Wer einsteigen will in diese Richtung, der sollte zunächst zusammen mit seinem Partner zuschauen und es dann erst nachmachen. Gucken und Kneten zugleich klappt nicht. Zudem muss man öfters üben, will man das Ritual dieser Massagen in allen Details erspüren.
Für mich (60, altmodisch) ist immer noch die direkte Begegnung besser, als Club, Rauchergaststätte o.ä.
Übers Internet und mit dummchat lernste nie was passendes kennen. Ob das mit 3D besser wird, wage ich zu bezweifeln.
Und diese ganze Esoterik-Quatsch. Mann, Mann, Mann...
Manchmal kotzt mich "die Moderne" an. Früher war mehr Lametta...