Ross Watson inszeniert seine Modelle vor Gemälden von Klassikern wie Caravaggio und Vermeer
Der australische Künstler und Fotograf Ross Watson erfindet die Rolle des schwulen Mannes in der (Kunst-)Geschichte neu. Jetzt ist sein Bildband "Untitled #" erschienen.
Von Carsten Weidemann
Wer die Arbeiten von Ross Watson betrachtet, dem werden sofort die jungen Männer ins Auge fallen, die in nahezu allen seinen Werken eine Schlüsselrolle spielen. Aber die Gemälde des Australiers zeigen bedeutend mehr als nur schöngesichtige Männlichkeit. Kunstkenner werden sofort Details oder gar ganze Kompositionen erkennen, die Watson von bekannten Meisterwerken adaptiert.
Legendäre Arbeiten historischer Lichtgestalten wie Vermeer und Caravaggio sind wiederkehrende Referenzpunkte in Watsons Oeuvre. Indem er diese Klassiker aus ihrem üblichen Milieu herausnimmt, lässt er die Auseinandersetzung mit ihnen auf einer ganz neuen Ebene stattfinden.
Andere Werke Watsons sind deutlich inspiriert von surrealistischen Malern wie Dalí und Magritte, mit denen er die Fähigkeit teilt, so akkurat zu malen wie die Alten Meister. Diese Gemälde vereinen Objekte, die in keinem Zusammenhang stehen und deren Proportionen oft genug den Gesetzen der Logik widersprechen.
Aber was verbindet diese scheinbar inkompatiblen Objekte und Personen miteinander? Sind wir Zeugen eines Traums? Diese Fragen sind das Herz von Watsons Arbeit und gleichzeitig Wegweiser in einem komplexen, faszinierenden Kosmos, der nie aufhört, den Verstand des Betrachters zu stimulieren und zu begeistern.
Die Künstlerkarriere von Ross Watson begann vor 25 Jahren in Melbourne. Seither hatte er erfolgreiche Ausstellungen in London, Berlin und Los Angeles und nahm an Gruppenausstellungen zeitgenössischer internationaler Künstler in der australischen Nationalgalerie und auf der Internationalen Kunstmesse Toronto teil.
Ross Watson: Untitled #, Kunstbuch, 224 Seiten, Farbe, Hardcover mit Schutzumschlag, 26 x 34 cm, Bruno Gmünder Verlag, Berlin 2010, 59,95 €