Titelseite des "Rolling Stone" (Bild: Box Turtle Bulletin)
Eine neue ugandische Boulevardzeitung ruft zur Gewalt gegen Schwule auf - und veröffentlicht Facebook-Bilder von mutmaßlichen Homosexuellen.
Wie der Nachrichtendienst "Box Turtle Bulletin" meldet, ist das "Rolling Stone" vergangenen Monat in der Hauptstadt Kampala aufgetaucht. Das Blatt hat keine Verbindung zur gleichnamigen amerikanischen Musikzeitschrift. Auf der Titelseite verspricht die ugandische Zeitung in seiner Ausgabe vom 2. Oktober, in einer Serie 100 Bilder von "Top-Homos" zu veröffentlichen. Daneben steht in kleinerer Schrift die Aufforderung: "Hängt sie".
In Uganda gab es bereits in den letzten Jahren mehrere Outing-Kampagnen durch die Medien. So hat die Zeitung "Red Pepper" erst im April 2009 eine Liste von 50 mutmaßlichen Homosexuellen mit vollem Namen und teilweise mit Bildern veröffentlicht (queer.de berichtete). Es ist nicht bekannt, was mit den meist wenig prominenten Geouteten geschehen ist. Wie in anderen Teilen Afrikas auch gilt Homosexualität in Uganda als schwere Sünde und gesellschaftlich inakzeptabel. Zudem droht Schwulen eine Haftstrafe von bis zu 14 Jahren. Seit letztes Jahr gibt es zudem eine Gesetzesinitiative, die die Einführung der Todesstrafe für Homosexuelle anstrebt (queer.de berichtete).
In seiner ersten Ausgabe hat "Rolling Stone" einige Dutzend Männer und Frauen geoutet, darunter etwa einen amerikanischen Journalisten, aber auch einfach Dorfbewohner. Die veröffentlichten Bilder sind dabei offenbar meist von sozialen Netzwerkseiten wie Facebook heruntergeladen worden. Auf der Titelseite wurde zudem der ehemaliger anglikanische Bischof Christopher Senyonjo als schwul geoutet - Senyonjo ist in Wirklichkeit verheiratet und hat sich in der Vergangenheit für die Rechte von Schwulen und Lesben eingesetzt.
Zeitung: Ugander werden vom Westen schwul gemacht
In einem "investigativen Bericht" erklären die Autoren zudem, warum Homosexuelle so gefährlich sind. Demnach investieren Schwule und Lesben aus westlichen Länder Milliarden, um die ugandische Jugend schwul und lesbisch zu machen. Die Autoren glauben, dass "reiche Schwule aus den Vereinigten Staaten, Norwegen, Kanada und Großbritannien" den neuen "Mitgliedern" ein monatliches Gehalt für ihre Homo-Werdung zukommen lassen. Außerdem erhielten alle neue Spitznamen, mit denen sie in "Homo-Zirkeln" angesprochen werden. Am Ende des Monats soll es regelmäßig Treffen in den Häusern der "Gay Leaders" geben, bei denen Wein serviert wird. Sie enden nach Information des "Rolling Stone" meist in Orgien.
Die Zeitung schreibt ferner, dass bereits jetzt 10.000 ältere Schüler "angeworben" worden seien. 100.000 Schulabgänger sollen gegenwärtig in schwulen oder lesbischen Organisationen aktiv sein. Über seine Quellen verrät das Blatt indes wenig - und auch nicht darüber, wer hinter der Zeitung steht.
Homo-Hass ist in Uganda Mainstream
Die Zeitung "Red Pepper" macht seit Jahren Stimmung gegen Schwule und Lesben. (Bild: Box Turtle Bulletin)
"Rolling Stone" baut auf der von ugandischen Homo-Gegnern oft zitierten These auf, dass gleichgeschlechtlicher Sex erst durch weiße Kolonialherren in Afrika Einzug gehalten habe. Auch Präsident Yoweri Museveni sieht Homosexualität als "negative westliche Kultur" an (queer.de berichtete). Seine Frau fiel zuletzt durch die - jetzt auch von "Rolling Stone" wiederholte - Behauptung auf, dass junge Ugander schwul werden, weil ihnen das finanzielle Vorteile verschaffe (queer.de berichtete). Auch das Volk denkt so: 19 von 20 Ugandern sind laut einer Umfrage aus dem Jahr 2007 dafür, Homosexualität zu bestrafen.
So ist es keine Überraschung, dass auch in anderen Zeitungen Ugandas Stimmung gegen Schwule und Lesben gemacht wird. Erst Ende September veröffentlichte etwa "Red Pepper" eine Titelgeschichte mit der Überschrift: "Dieses schwule Monster hat Jungs in der Schule vergewaltigt, konnte es aber seiner Frau nicht besorgen".
Bei dem Mann handelt es sich in Wirklichkeit um einen Homo-Aktivisten, der bei einem Interview mit einem US-Magazin über seine Schulzeit gesprochen und dabei berichtet hat, dass er damals nicht als einziger in der Klasse "experimentiert" hatte. Auf diesem Interview basiert die Geschichte in "Red Pepper". Der Aktivist hat inzwischen Asyl in den Vereinigten Staaten beantragt. (dk)
Ostafrika hat eine schlimme Kolonialgeschichte, die bis heute noch nachwirkt. Die deutsche Entwicklungshilfe muss dringend stärker in den Fokus von LGBT Forderungen.
Wem gehört denn diese Zeitung und wer finanziert sie ?