Kann man einem kriminellen Kind trauen? (Bild: Salzgeber)
In der schwedischen Komödie "Patrik 1,5" steht ein homophober 15-jähriger vor der Tür eines adoptionswilligen Homo-Paares, das ein anderthalbjähriges Baby erwartet.
Von Carsten Weidemann
Wenn ein schwules Paar ein Kind adoptieren will, muss es meist gegen die Behörden kämpfen. In Schweden ist das zwar einfacher, aber "Patrik 1,5" zeigt, dass so manche Probleme auf werdende Väter warten. Regisseurin Ella Lemhagen ("Tsatsiki - Tintenfische und erste Küsse") erzählt voller Warmherzigkeit und mit entlarvendem Witz in ihrer Komödie von einem bürgerlichen Homo‐Paar in Schweden, dessen brave Fassade von einem asozialen Jugendlichen über den Haufen geworfen wird. Es gibt aber natürlich ein Happyend für die Patchworkfamilie, weil sich Außenseiter eben verbünden müssen, um in der Welt der Spießer ihre Würde zu behalten. Dafür gab es zu Recht den Hauptpreis des "Verzaubert"‐Filmfestivals und den Publikumspreis beim San Francisco International Lesbian and Gay Film Festival.
Die Geschichte: Göran und Sven sind im besten Alter, verpartnert und sie wollen ihrem Leben eine solide Basis geben. Sie ziehen in einen konservativen Vorort, in dem Schwule noch Außenseiter sind. Göran arbeitet in dieser Gegend als Arzt, obwohl es ihn langweilt. Sven hat mit dem Rauchen und dem Trinken und der Country‐Musik aufgehört und nur noch selten Rückfälle, die er nachts und heimlich auslebt. Auch seine Ex‐Frau und ihre gemeinsame Tochter haben sich mittlerweile an sein Schwulsein gewöhnt und mögen Göran.
Youtube | Kinotrailer - Hierzulande läuft der Film mit dt. Untertiteln
Der Teenie und die Schwuchteln
Was zum absoluten Glück noch fehlt, ist ein Kind. Die Voraussetzungen sind gut und ihre Eignung wird ihnen schnell von der Adoptionsbehörde bestätigt. Allerdings gibt es nur wenig Kinder, die einem schwulen Paar vermittelt werden dürfen. Und so sind die beiden überglücklich, als ihnen ein anderthalbjähriger Sohn namens Patrik angekündigt wird. Das Kinderzimmer wird schnell ausgestattet, die Freunde und Nachbarn informiert. Was aber dank eines Schreibfehlers der Adoptionsbehörde dann vor ihrer Tür steht, entspricht in keinem Punkt ihren Erwartungen: ein 15‐jähriger, schwer erziehbarer, kleinkrimineller, homophober Teenager!
Ein Wochenende vergeht, bis sie erfahren, dass der Junge der einzige Adoptionskandidat ist. Drei Tage, in denen das Paar befürchtet, ausgeraubt und ermordet zu werden und der Junge, dass die "Schwuchteln" über ihn herfallen. Patrik bringt Chaos in das Leben von Göran und Sven, obwohl die beiden doch den konservativen Familientraum in der Vorstadt leben wollten - und enthüllt damit die inneren Widersprüche und nicht hinterfragten Probleme in der Beziehung. Beide Seiten müssen sich anpassen - und das ist ein schwerer Prozess. Doch sie kommen dem vollkommenen Glück nahe, bis sich eine heterosexuelle Familie meldet, die Patrik ebenfalls adoptieren will.
Der Film startet am 7. Oktober in ausgewählten Programmkino (Verleih: Salzgeber). Er wird im schwedischen Original mit deutschen Untertiteln gezeigt.
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Aber mal im Ernst, ein Film mit ehrlichen Tönen und keinem verzerrten Bild des Schwulen. Also mit der richtigen Botschaft und daher wohl wieder nichts fürs Massenpublikum. Aber als Weihnachtsgeschenk fürs (Stief-)Mütterchen durchaus geeignet.