Josef (l.) und Craig haben den Diven-Faktor
Du bist süchtig nach Casting-Shows, bist aber gelangweilt vom Super-Talent? Dann solltest Du über das Internet die britische Show "The X Factor" verfolgen. Die bietet in der neuen, siebten Staffel ein paar hübsche Jungs, eine Menge Talente und auch ein paar Diven. Darunter auch männliche...
Die Sendung "The X Factor", die in Großbritannien Einschaltquoten von über 50 Prozent schafft und gerade einen deutschen Ableger gefunden hat, ist die Nachfolgeshow von "Pop Idol", was Vorbild für "Deutschland sucht den Superstar" war. Dabei gelang es den Machern um Simon Cowell, internationale Stars zu produzieren, etwa mit Leona Lewis und Alexandra Burke. Auch Nicht-Gewinner wie die Boyband JLS starteten eine erfolgreiche Karriere, alle Teilnehmer der Endrunde verdienen durch eine gemeinsame Tour durch Großbritannien. Der letztjährige Gewinner, Joe McElderry, outete sich vor wenigen Wochen als schwul (queer.de berichtete), auch "Pop Idol"-Gewinner Will Young hatte sich nach der Show geoutet.
Offen schwul, von Anfang an, ist in diesem Jahr das Duo Diva Fever. Vielleicht blieb ihnen auch nichts anderes übrig. Der 21-jährige Craig Saggers und sein fünf Jahre älterer Kumpel Josef Al-Smadi, die sich an der Universität von Leicester getroffen hatten, sorgten mit ihren campen Darbietungen (1, 2, 3) jedenfalls schon in den Vorrunden für Fun. Selbst der ehere nüchterne Juror Cowell schloss die beiden in sein Herz und brachte sie über eine Wild Card in die Finalrunden, wo sie am Samstag den vielleicht schwulsten Auftritt aller TV-Zeiten hinlegten.
War zu divenhaft: Nicolò Festa
Diva Fever werden es in dem Song-Contest vermutlich nicht allzuweit bringen (auch wenn die Show schon Erfolge mit teils recht anstrengenden Kandidaten wie dem Brüderpaar Jedward feierte). Denn es gibt starke Konkurrenz, die weniger Fun als vielmehr Gesangskunst bietet: da ist etwa der 27-jährige Matt Cardle, der seine Gänsehaut-Stimme gekonnt einsetzt. Oder Mary Byrne, eine Supermarkt-Kassierin aus Dublin, die nach wenigen Wochen bereits das Zeug zur Diva und Schwulen-Queen hat.
Apropos Queen: der italiensche Student Nicolò Festa erhöhte den Diven-Faktor deutlich. Zumindest hatte er sich so, man kann auch schreiben: als selbstverliebte Zicke, im Vorfeld inszeniert. Von den Juroren als ungewöhnlich, individuell und charmant klassifiziert, konnte er sich in der ersten Live-Show mit einer doch recht gewöhnlichen, kühlen Lady-Gaga-Darbietung nicht durchsetzen und wurde am Sonntag vom Publikum als Erster aus der Show gewählt.
Bessere Chancen hat Aiden Grimshaw, ein 18-jähriger Student aus der Nähe von Blackpool. Nach seinem ersten Auftritt von Cowell schon als "Popstar" bezeichnet, überzeugte er in der ersten Live-Show am Samstag mit seinem Gesang - auch wenn sein Gesichtsausdruck gelegentlich verstörend wirkte.
Youtube | Aiden Grimshaw - Mad World
Die Boyband The Reason flog schon vor den Finalrunden raus.
Große Chancen werden auch der Boyband "One Direction" eingeräumt. Die Jungs waren solo zum Casting erschienen, von den Juroren dann aber in letzter Sekunde zur Gruppe umfunktioniert worden. Ihr erster Live-Auftritt gelang so lala, lässt aber ein großes Potential erkennen. Ein späteren Coming-Out kann man sich bei dem ein oder anderen der erst 16- bis 18-jährigen Boys auch vorstellen.
Seit einigen Wochen gibt es "The X Factor" auch in Deutschland, auf RTL und Vox. Die Sendung wirkt aber wie eine Sparversion des britischen Originals. Richtig hübsche Kerle hat die Sendung nicht ausgegraben. Sänger Pino Severino wehrte sich gegen Gerüchte, er sei schwul, und präsentierte später in einem Trailer eine Freundin. Zuvor hatte der Juror Georg Glück zur zahlreichen Kritik an ihm in einer Sendung gesagt: "Die Diskussion, ob du schwul bist oder nicht, sollte nicht im Vordergrund stehen." (nb)
Youtube | One Direction - Viva La Vida