Die weißrussische Staatsmacht reagierte mit Härte auf die Aktion von Sergey Praded.
Der weißrussische Aktivist Sergey Praded wurde am Montag während einer Protestaktion in der Hauptstadt Minsk verhaftet - nach einer Nacht im Gefängnis wurde er gegen ein Bußgeld wieder freigelassen.
Praded, der Mitbegründer des Projektes Gaybelarus.by, hatte mit einem Dutzend Mitstreitern in der Innenstadt von Minsk mit Plakaten und Transparenten auf den Coming-Out-Day hingewiesen und Schwule und Lesben in Weißrussland aufgefordert, sich zu ihrer sexuellen Orientierung zu bekennen. Auf T-Shirts trugen die Teilnehmer die Aufschrift "Ich bin schwul" oder "Ich bin lesbisch".
Wie Sergey Yenin, der Vizevorsitzende von gaybelarus.by berichtet, ist Praded nach einer zehnminütigen Diskussion mit Polizisten verhaftet worden und war danach nicht zu erreichen. Nach einem Bericht von gay.by stand er am Dienstag vor Gericht. Er muss nun eine Geldstrafe in Höhe von 700.000 Rubel (170 Euro) zahlen.
Das ist nicht die erste Erfahrung des Aktivisten mit der Staatsmacht: Bereits Mitte Dezember 2009 wurde Praded verhaftet, weil er vor der iranischen Botschaft eine Solidaritätskundgebung für im Mullah-Regime lebende Schwule und Lesben geleitet hatte.
Praded hatte während des Protests Kopien der weißrussischen Verfassung verteilt, die Versammlungsfreiheit garantiert. Dennoch sind CSDs und andere schwul-lesbische Demonstrationen stets von den Behörden verboten worden. So wurde im Mai eine geheim organisierte CSD-Parade nach wenigen Metern von Polizeibeamten gestoppt (queer.de berichtete). Sieben verhaftete Teilnehmer erhielten später eine Geldstrafe (queer.de berichtete).
In Weißrussland ist Homosexualität zwar seit 1994 legal, gilt allerdings als Tabu-Thema. Der autoritär regierende Präsident Alexander Lukaschenko hat in der Vergangenheit Stimmung gegen Schwule gemacht. Zudem versucht ein von Schriftstellern und der orthodoxen Kirche dominierter Rat für Sittlichkeit, das Thema Homosexualität aus dem öffentlichen Leben zu verbannen. So kritisierte der Rat etwa die deutsche Band Rammstein, unter anderem weil sie Propaganda für "Gewalt, Masochismus, Homosexualität und andere Abartigkeiten" betreibe (queer.de berichtete). (dk)