Sieht im Älterwerden auch Vorteile: Deutschlands einzig offen homosexueller Volksmusikant Patrick Lindner (Bild: Sony)
Der schwule Schlagerstar feierte Ende September seinen 50. Geburtstag. Im queer.de-Interview spricht er über das Älterwerden, seinen nun pubertären Adoptivsohn und sein neues Album.
Von Axel Bayer
Sie feierten am 27. September dieses Jahres Ihren 50igsten Geburtstag. War das für Sie ein großer Einschnitt in Ihr Leben?
Nein, das war kein großer Einschnitt. Als ich 40 Jahre alt wurde dachte ich mir "Oje, jetzt kommst du in die Jahre". Dieses Mal nahm ich das ganz gelassen. Ich stehe auf dem Standpunkt, dass das Älterwerden sogar seine Vorteile hat. Man nimmt viele Dinge gelassener, man wird ruhiger und überlegt mehr als früher.
Am 15. Oktober wurde Ihr neues Album "Schenk Dir den Tag" veröffentlicht. Welchen musikalischen Bogen haben Sie dieses Mal für Ihre neue Schlager-CD gespannt?
Weder meine Plattenfirma Ariola, noch mein Manager Achim Hendel, der mich vor über 22 Jahren entdeckt hat und auch nicht mein Produzent Tommy Mustac, mussten mich zu einem Titel überreden, ihn aufzunehmen. Auf diesem Album sind wirklich nur Titel, hinter denen ich hundertprozentig stehe. Es ist ja fast schon Tradition, dass ich auf jedes meiner Alben einen Hit von Peter Alexander in meiner Interpretation mit aufnehme. Ich möchte "Peter den Großen" nicht kopieren, aber dennoch an seine großen Erfolge mit erinnern. Dieses Mal ist es der Titel "Pedro" aus dem Jahre 1973. Dann habe ich noch einen weiteren Titel aus den 70er Jahren gecovert. Es handelt sich dabei um den Dauerbrenner "Ich hab' Dir nie den Himmel versprochen". Außerdem sind zwei wunderschöne Balladen mit auf diesem Longplay. Insgesamt sind 14 Titel auf dem Album. Natürlich sind auch acht neue, sehr flotte Titel mit dabei und zwei Lieder stammen von meinem langjährigen Autoren-Team Jean Frankfurter und Irma Holder.
Sie zählen nun schon seit 21 Jahren zu den erfolgreichsten Vertretern der deutschsprachigen Schlager-Szene. Wie erklären Sie sich selbst den Erfolg als Sänger, Moderator und Schauspieler?
Ja, wenn man bedenkt, dass eigentlich mit dem "Grand Prix der Volksmusik" im Jahre 1989, also mit einem volkstümlichen Schlager, nämlich "Die kloane Tür zum Paradies" Alles anfing. Wenig später hatte ich dann meine eigenen Fernseh-Shows beim ZDF und später bei der ARD, insgesamt 36. Und dann kam die Schauspielerei auch noch dazu, da bin ich manchmal selbst noch überwältigt. Aber ich muss gestehen, dass es mein Manager verstanden hat, meine Karriere richtig zu planen. Er hat größten Wert darauf gelegt, dass ich ständig an mir gearbeitet habe und Vielseitigkeit zu meinem Markenzeichen wurde. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. Nur mit Vielseitigkeit, Fleiß und sehr viel Disziplin kann man in diesem harten Geschäft bestehen.
Dank Mutti und einer Nanny kann Patrick Lindner Kind und Karriere vereinbaren (Bild: Sony)
Vor zwölf Jahren haben Sie ein Waisenkind aus einem Kinderheim aus St. Petersburg adoptiert. Sie sind also alleinerziehender Vater. Wie können Sie die Pflichten als Vater mit Ihrem Beruf vereinbaren?
Vorweg möchte ich feststellen, dass ich diese Entscheidung noch keine Sekunde bereut habe. Das ist das "Beste" und "Schönste", was ich in meinem Leben erleben durfte. Daniel ist der "große Halt" in meinem Leben. Ich habe alles so organisiert, dass sich Beides miteinander sehr leicht vereinbaren lässt. Daniel wird dieses Jahr im Dezember 13 Jahre alt und ist schon sehr selbständig. Er geht in eine Ganztages-Schule und ist ein guter Schüler. Wenn er Ferien hat, nehme ich fast keine Termine an. Unter der Woche bin ich eigentlich viel zu Hause, fast mehr als andere Eltern. Wenn ich beruflich unterwegs bin, dann kümmert sich zum Einen meine Mutter um ihn und außerdem haben wir einen guten Geist - ich möchte fast schon sagen Engel - die dann Tag und Nacht für Daniel da ist. Außerdem telefonieren wir mehrmals täglich miteinander. Manchmal habe ich sogar den Eindruck, dass es ihm fast zu viel wird, wenn ich anrufe und wissen möchte, was er gerade macht. An den Wochenenden kommt er auch manchmal zu Auftritten mit. Aber nun ist er in einem Alter wo das etwas weniger wird, weil er sich mit Freunden zum Sport verabredet und ihm seine sportlichen Hobbys wichtiger sind.
Ihr Sohn Daniel kommt nun in die Pubertät. Wachsen damit auch die Probleme im Hause Lindner?
Bislang gibt es da noch wenig Probleme. Wir sprechen über Alles ganz offen. Sicher wird er manchmal etwas aufmüpfig und gewisse Dinge muss man drei Mal sagen, bevor er darauf hört. Aber das gehört meines Erachtens dazu. Ich hoffe, dass das so bleibt. Ich bin wohl in seinen Augen nicht nur der Vater, sondern auch ein Freund, mit dem er über Alles offen und ehrlich sprechen kann. Ich bin so richtig stolz auf meinen Sohn. Meiner Meinung nach ist es so, je offener man mit einem heranwachsenden Kind umgeht und sich mit ihm intensiv beschäftigt, umso leichter wird der Umgang. Man muss peinlichst darauf achten, dass das Gefühl nicht abhanden kommt, dass man die Probleme seines Kindes ernst nimmt.
Das neue Album "Schenk dir den Tag" steht seit 15. Oktober in den CD-Regalen
Anlässlich Ihres 20jährigen Bühnenjubiläums im vergangenen Jahr haben Sie Ihre Autobiographie "Achterbahn meiner Gefühle" veröffentlicht. Was wollten Sie mit diesem Titel zum Ausdruck bringen?
Nicht nur bei Künstlern ist das Leben oft ein Auf und Ab, also eine Berg- und Tal-Fahrt, fast wie bei einer Achterbahn. So ist es auch mit dem Gefühlsleben. Es geht einfach nicht Alles glatt im Leben. Wer behauptet, dass Alles bei ihm wie am Schnürchen läuft, lügt sich meiner Meinung nach in die eigene Tasche. Es wäre von mir vermessen, wenn ich behaupten würde, dass ich in meinem bisherigen Leben alles richtig gemacht habe. Wie jeder andere Mensch auch, so musste auch ich den einen oder anderen Nackenschlag einstecken. Aber daran wächst man auch. Es war bestimmt nicht immer richtig, dass ich die Öffentlichkeit an meinem Privatleben zu viel teilhaben ließ. Man wird dann in eine Ecke gedrängt, in die man nie wollte und aus der man nur sehr schwer wieder heraus kommt. Jeder Mensch hat seine Privatsphäre, so auch Künstler.
Ihr Alter von nunmehr 50 Jahren sieht man Ihnen nicht an. Wie halten Sie sich fit? Treiben Sie Sport?
Nun ja, ein sportlicher Mensch bin ich eigentlich nicht. Ein bisschen "Radeln" mit meinem Sohn. In diesem Sommer habe ich begonnen, ein bisschen Jogging zu machen, aber das habe ich dann auch bald wieder sein lassen. Ich habe wohl die Gene von meinen Eltern geerbt und diese scheinen nicht schlecht zu sein. Ich ernähre mich halt sehr bewusst. Dann mache ich auch oft Trennkost und achte darauf, dass ich auch mal Ruhephasen habe.
Es ist in Mode gekommen, dass sich mehr und mehr auch Männer Schönheitsoperationen unterziehen. Käme so etwas für Sie in Frage?
Diese Frage wurde mir schon öfter gestellt. Darauf kann ich nur antworten, dass mir solche Flauseln auch schon mal durch den Kopf geschossen sind. Aber jede Falte ist doch auch ein Stückchen Leben. Nein, so etwas kommt für mich nicht in Frage.
Jubiläen bringen mit sich, dass man sein bisheriges Leben auch mal Revue passieren lässt. Sei es privat, sei es beruflich. Gibt es Dinge, die Sie bereuen, die Sie heute anders machen würden?
In der Tat ist es so, dass man sich Gedanken macht. Die meisten Dinge würde ich wohl wieder so machen. Bereuen tue ich, dass ich oft zu gutgläubig war. Da bin ich zurückhaltender und vorsichtiger geworden. Aber das ist auch gut so.
Links zum Thema:
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www.welt.de/fernsehen/article2269717/Die-Leiden-des-schwulen
-Patrick-Lindner.html
Klartext gab es allerdings von Lindner zu CSDs.
Seinem Klientel, seiner Geschmackskohorte und seinen Umsätzen dienend, echauffierte er sich über CSDs. Man bräuchte sich über mangelnde Akzeptanz dann nicht zu wundern.